Den tieferen Sinn des Lebens ergründen, den Ursprungsort all der weisen Mysthikerinnen und Mysthiker erleben, Shiva, Ganesha oder Sarasvati begegnen… oder zumindest ihre Energien spüren. Zieht das viele Menschen aus dem Westen ins Sehnsuchtsland Indien? Ist der Subkontinent wirklich das Land der Träume … oder vielleicht eher ein Albtraum?

Gedanken von Tara zur westlichen Faszination für Indien

Wo geht's hier bitte zur Erleuchtung?

Von Indien bis Sri Lanka: eine riesige Buddha-Statue in Minintale
Vom Sehnsuchtsort Indien bis nach Sri Lanka: Der Buddhismus kam in viele Teile der Welt

„Siddharta“ von Hermann Hesse kennt wohl fast jede Indienreisende. Die universelle Suche von Siddhartha Gautama, der später zum Buddha wurde, nach Sinn, Glück und Erlösung aus dem Leid berührt die Seele. Siddhartas Weg von dem sorglosen Prinzen-Dasein zur asketischen Lebensweise und schließlich zur Erleuchtung spiegelt die menschliche Suche nach dem eigenen Weg und der Sinnfindung wider. 

Das ist schon mal ein handfester Grund, ins Sehnsuchtsland Indien zu reisen. Ich kenne kaum jemanden, der nicht wenigstens ab und an im Leben innehält und sich fragt: Warum bin ich hier auf dieser Erde? Mir scheint es, im Sehnsuchtsort Indien kommen wir der Antwort auf diese Frage ein klein wenig näher. Wenn du hinter die Hektik in den Megametropolen, die himmelschreiende Armut oder auch den unverschämten Lebensstil der Superreichen schauen kannst, wirst du die Kraft der Spiritualität spüren. Und wenn du das Bewerten einstellst, sobald du deinen Fuß auf indischen Boden gesetzt hast. Dann wirst vielleicht auch du der Faszination für Indien erliegen.

„Die höchste Form der Intelligenz ist die Fähigkeit zu beobachten, ohne zu urteilen“ 
Jiddu Krishnamuti

Sehnsuchtsland Indien in seinen Märchen und Geschichten

Ein Vishnu und Lakshmi - die welterhaltenden Götter
Göttergeschichten gehören zum Sehnsuchtsort Indien dazu

Der südkoreanische Poet Shiva Ryu wollte sein Leben lang Geschichten sammeln. Als ein spiritueller Meister ihn bei seinem ersten Indienaufenthalt vor einigen Jahren eine Geschichte über die Wahrheit erzählte, reifte sein Plan, der Faszination für Indien nachzugehen, das Land zu bereisen und seine Geschichten zu sammeln. Herausgekommen ist ein wunderschönes Märchenbuch, in dem es nicht weniger als das Leben geht. Die Geschichten sind sehr einfach und vielleicht gerade deshalb voller Weisheit.

„Die Wahrheit, die du der Welt erzählen willst, musst du in eine Geschichte hineintun. Wenn du die Wahrheit geradewegs als Behauptung hinstellst, wird sie niemanden interessieren. Man wird dich für einen egozentrischen Dummkopf halten. Kleide deine Wahrheit in deine Geschichte. Dann gewinnt sie an Überzeugungskraft und die Menschen werden dir gerne zuhören. Doch dafür musst du zuerst das Leben erfahren. Denn die Geschichten entstehen aus der Erfahrung deines Lebens“.

(Die Worte des Meisters, wiedergegeben von Ryu in „Geschichten sind das Kleid der Wahrheit“)

Ich habe diese Buch gelesen und im Herzen gespürt, was für mich der Sehnsuchtsort Indien bedeutet. Der Zauber und die Weisheit dieses Landes, verpackt in vielen Geschichten über Menschen, Göttinnen und Götter lassen mich sinnlich begreifen, was im Leben wichtig und wertvoll ist. Vielleicht können wir in Indien unsere eigene Wahrheit besser begreifen.

Schon in der Vergangenheit galt: Sehnsuchtsland Indien

Faszination Indien: Varanasi, Nordindien, Asienreisen
Faszination für Indien: Mutter Ganga hinterlässt Spuren in dir

Wenn ich überlege, wie meine Faszination für Indien begann,  fällt mir als erster Alexander der Große ein. Schon 526 vor Christus wollte er Indien erobern, was ihm allerdings nur teilweise gelang. Er musste umkehren. Es blieben aber geheimnisvolle Geschichten von Dschungelpalästen, Maharadschas, weißen Elefanten und wunderschönen Frauen.

Vielleicht waren es auch diese Geschichten, die Kolumbus im 15. Jahrhundert motivierten, den Seeweg nach Indien zu entdecken – neben den begehrten indischen Gewürzen ;-). Zwar verfehlte er sein Ziel und entdeckte Amerika. Die Portugiesen waren später„erfolgreicher“. Ab 1505 begannen sie, Gebiete in Indien in Besitz zu nehmen. By the way: 450 Jahre herrschte Portugal insgesamt in in dem kleinen Bundesstaat Goa. Vielleicht ist das der Grund, warum ich in Goa stets das Gefühl habe, ich sei gar nicht richtig im Sehnsuchtsland Indien.

Auf dem Höhepunkt des kolonialen Zeitalters riss sich die mächtigste damalige Macht, England, ganz Indien als Kronjuwel unter den Nagel. Der späterer Premierminister, Benjamin Disraeli, empfahl der Queen in seinem Roman „Tancred“ sogar, ihren Sitz nach Delhi zu verlegen. Dehli sei das eigentlichen Gravitationszentrum des Empire, war er sich sicher.. 

Das zweifelhafte Glück der britischen Eroberer währte Gott sei Dank nicht so lange. Nach knapp 100 Jahren verlor London gegen Mahatmi Gandhi, Jawaharlal Nehru und das indische Volk. 1947 wurde Indien unabhängig und Nehru erster Ministerpräsident.

Gandhi wurde das Gesicht des gewaltlosen und erfolgreichen Widerstands in der ganzen Welt. Seine Grundhaltung im Kampf gegen die koloniale Unterdrückung war:

„Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg.“

Eines seiner vielen Zitate, die wir immer noch gerne nutzen, wenn wir uns daran erinnern wollen, dass erst in uns Frieden sein muss, bevor wir ihn in die Welt tragen können. Sei es in unsere Beziehungen zu unserer Familie, unseren Liebsten oder Freundinnen. Um noch ein Gandhi-Zitat zu bemühen, das diesen Gedanken auf den Punkt bringt:

„Sei die Veränderung, die du in der Welt sehen willst.“

Was ich an dieser Stelle unbedingt erwähnen möchte: Indien trägt noch immer schwer an der kolonialen Unterwerfung. Wenn du dich länger in Indien aufhältst, kannst du viele Überbleibsel der Briten erleben wie die überbordende Bürokratie. Die ist aber harmlos im Vergleich zu den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Schäden, die dich noch immer an jeder Ecke anschauen. Auch daran sollten wir denken, wenn uns eventuell überheblich bewertende Gedanken in den Kopf kommen und wir uns fragen, ob die Faszination für Indien berechtigt sei.

Porträt Mahatma Gandhi
Mahatma Gandhi - mit gewaltlosem Widerstand zum Sieg

Sehnsuchtsland Indien für die Hippies

Die Medittioanshöhlen
Beatles-Ashram in Rishikesh

Die Unabhängigkeit erweckt eine regelrechte Indomanie. Angefangen hat es mit den Hippies der 1960er und 70er Jahre Tausende pilgerten inspiriert von Hesses Siddhartha nach Indien, um der bürgerlichen Welt zu entfliehen und so was wie Erleuchtung zu finden.

Es sollte der Aufbruch in ein neues Zeitalter werden. Den Grenzen der kleinbürgerlichen Spießerwelt wollten sie entfliehen, verhasste  Traditionen hinter sich lassen. Rishikesh wurde – neben Goa – zum angesagtesten Sehnsuchtsort im Sehnsuchtsland Indien. Hier meditierten die Beatles. Den so genannten Beatles-Ashram kannst du in Rishikesh besuchen. Er ist nicht mehr in Betrieb, dennoch ist die spirituelle Energie zu spüren.

Rishikesh, die Welthauptstadt des Yoga

Rishikesh
Rishikesh - wo die Ganga aus dem Himalaya kommt

In Rishikesh lernst du Indien von seiner idyllischen und spirituellen Seite kennen. Aus dem Himalaya fließt der verehrte Fluss Ganges, genannt auch Mutter Ganga, herab, An seinen Ufern ist spirituelles Wachstum garantiert. Dass sich das herumgesprochen hat, verdankt Rishikesh auch John, George, Paul, Ringo. Frieden haben sie hier gefunden. Aber nicht nur das: Ihr berühmtes White Album haben sie hier geschrieben – ein komplett neue Musik, die Sechziger prägte.

Wenn Du mit mir die vier Pilgerorte im Norden Indien bereist, wirst du Rishikesh sehr gut kennenlernen. Hier können wir verschnaufen in Cafés, die westlich anmuten, auf den Ganges schauen und die ganze Energie und Faszination Indiens auf uns wirken lassen.

Sehnsuchtsland Indien prägt den Westen

Morgenmeditation am Ganges
Morgenmeditation am Ganges beim Sonnenaufgang

Auch einen gewissen Steve Jobs zog es nach Indien. Im Neem Karoli Baba Ashram lernte er das Leben der Sannyasins kennen. By the way: Diesen Ashram besuchen wir auf der bezaubernden Kumaon-Reise.

Ein Sannyasin entsagt der Welt und lebt ohne Besitz. Sein ganzes Streben ist auf Moksha, der Befreiung vom Karma und vom Kreislauf von Geburt und Tod durch Vereinigung mit Gott oder der höchsten Wirklichkeit gerichtet. Manche umherwandernde Sannyasins begnügen sich mit einem Platz in der Nähe eines Tempels, andere hausen in Höhlen oder sind auf ständiger Wanderschaft. Genannt werden sie auch Sadhus. In orangefarbene Gewänder gekleidet leben sie asketisch und ungebunden. Besitzlosigkeit und Formreduktion prägen ihr Leben.

Es gibt Vermutungen, der Minimalismus der späteren Apple-Produkte sei in Indien geprägt worden. Sie passten ursprünglich zu einer postindustriellen Welt, die den Überfluss satthatte und am bloß quantitativen Fortschritt zu zweifeln begann.

Heute fällt mir zu Apple allerdings ein weiteres Zitat von Gandhi ein:

„Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier.“ (Zwinkersmiley, den ich auf unserer Webseite leider nicht hinbekomme. Deshalb nur ;-))

Doch Apple ist nicht die einzige indische Spur in unserem Alltag: Yoga, Ayurveda, Veganismus und Kurkuma-Chai-Latte gehören zum urbanen Lebensstils vieler Westlerinnen und Westler. Die Begeisterung für spirituelle Führer von Gandhi bis zu Yogameistern wie B.K.S Iyengar, Swami Sivanandi oder auch der umstrittene Bikram Choudhury ist ungebrochen. Für Sinnsuchende ist Indien ein Traumland – und wahrlich kein Albraum.

Yogapraktizierende gibt es spätestens seit Corona und der Online-Möglichkeiten zum Üben immer mehr. Viele wollen ihrer Praxis mehr Tiefe geben und stellen sich die Frage: Warum begeistert mich Yoga so? Dafür gibt zeigt die Yogaphilosophie einen Weg. Denn Yoga ist viel mehr als die so genannte Asanas, also die Körperübungen. Es ist ein Weg, zum wahren Selbst zu finden.

Davon schreibe ich im nächsten Artikel mehr. 

Eure Tara

Ein Sadhu in einem hohlen Baum
Entsagen dem Besitz und preisen die Schlichtheit des Lebens - Sadhus

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