Was ist Buddhismus? – Diese Einführung in den Buddhismus für Anfänger beantwortet diese Frage. Inzwischen habe ich eine ganze Artikelserie zu Buddhismus Grundlagen erstellt.
Streng genommen ist es übrigens keine Religion, sondern eine Philosophie oder Weisheitstradition, dazu unten mehr. Alle Bilder im Artikel sind von meinen Reisen. 🙂
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„Nicht durch das Nachdenken über die Welt entsteht Wissen oder Reinheit, sondern durch das Loslassen von Gier, Hass und Verblendung.“ Buddha
Buddhismus für Anfänger: 10 zentrale Fakten
Als Einführung in den Buddhismus für Anfänger zunächst eine kleine Übersicht zu den wichtigsten 10 Punkten, die diese Weltreligion ausmachen.
- Ursprung: Entstand im 5.–6. Jh. v. Chr. in Nordindien, gegründet durch Siddhartha Gautama (Buddha), der unter dem Bodhi-Baum erwachte.
- Buddha: War ein erleuchteter Mensch, Vorbild und Lehrer auf dem Weg zur Befreiung – kein Gott oder Erlöser, der Verehrung als überirdisches Wesen beanspruchte.
- Nicht-Theismus: Der Buddhismus kennt keinen allmächtigen Schöpfergott und verehrt keine Götter, richtet sich stattdessen auf das Hier und Jetzt aus.
- Leiden: Das Leben im bedingten Daseinskreislauf ist leidvoll, so Buddhas Einführung in den Buddhismus mit den vier edlen Wahrheiten.
- Karma: Absichtsvolles Handeln formt künftige Erfahrungen nach dem Ursache-Wirkungs-Prinzip und impliziert ethisches Handeln.
- Wiedergeburt: Existenz wird als zyklischer Prozess (Samsara) verstanden, aus dem wir uns befreien können.
- Ziel: Erwachen, Befreiung oder Nirvana – ein Zustand jenseits von Leid und dem Kreislauf der Wiedergeburt.
- Meditation: Zentrale Praxis, um Achtsamkeit, Konzentration und Einsicht in die Natur der Realität zu entwickeln, um zur Erleuchtung zu gelangen.
- Ethik: Moralisch einwandfreies Handeln durch klare Regeln basierend auf Mitgefühl und Achtsamkeit ist Voraussetzung für Erwachen.
- Empirie statt Dogma: Lehren sollen nicht „geglaubt“, sondern durch eigene Erfahrung überprüft und erfahren werden.
„Das, was ich lehre, ist das Leiden und das Ende des Leidens.“ Buddha
Was ist Buddhismus? Kurze Zusammenfassung
Die Frage „was ist Buddhismus?“ zunächst in einem Satz erklärt:
„Buddhismus ist eine auf den Einsichten des Buddha basierende Lehre, die einen Weg zur Überwindung des Leidens und zur Erreichung der Erleuchtung aufzeigt.“
Der Buddhismus ist eine ursprünglich aus der Ganges-Ebene in Indien stammende Tradition, die auf den Lehren von Siddhartha Gautama aus dem 5.-6. Jhd. v. Chr. basiert. Da es rund um ihn viele Legenden gibt, spricht man bei allgemein anerkannten Fakten vom „historischen Buddha“.
Als primär nicht-theistisches System konzentriert sich der Buddhismus nicht auf die Anbetung eines Gottes, sondern auf die Analyse der Natur des eigenen Seins, insbesondere des Phänomens Leidens, und die Identifizierung eines praktischen Weges zur Überwindung dieses Zustandes.
Die Kernprinzipien sind in den Vier Edlen Wahrheiten und dem Edlen Achtfachen Pfad formuliert, die ethisches Verhalten, die Meditation und die Kultivierung von Weisheit umfassen. Ziel ist das Erreichen von Nirvana, dem Zustand der Befreiung vom Kreislauf der Wiedergeburten, durch die Erkenntnis der Vergänglichkeit, des Nicht-Selbst und der bedingten Entstehung aller Phänomene.
Obwohl sich historisch diverse Schulen (wie Theravada, Mahayana und Vajrayana) mit unterschiedlichen Interpretationen und Praktiken entwickelt haben, teilen sie grundlegend die Akzeptanz der Buddha-Lehre und den Fokus auf individuelle Transformation durch ethische Disziplin und meditative Einsicht.
„Geht (…) nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen (…) nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters!
Wenn ihr aber (…) selber erkennt: ‚Diese Dinge sind unheilsam, sind verwerflich, werden von Verständigen getadelt, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Unheil und Leiden‘, dann (…) möget ihr sie aufgeben.“ Kalamer-Sutta, Anguttara Nikara, 3-66
Buddha ist kein Gott und er verehrte keine Götter
Unterscheidendes Merkmal gegenüber den anderen Weltreligionen ist, dass Buddha kein Gott oder höheres Wesen war. Siddhartha Gautama war ein Mensch wie Du und Ich, uns allen steht sein Weg offen. Die Verehrung seiner Person mit Buddhafiguren war nicht in seinem Sinne und entstand erst lange nach seinem Ableben. Der große Indologe Helmut Glasenapp sprach sogar von einer „Atheistischen Religion“.
Buddha lehrte, dass man nur durch eigene Anstrengung die vollkommene Befreiung erreichen kann, nicht durch die Gnade eines anderen Wesens. Deutlich wird es im Gleichnis vom vergifteten Pfeil: Wir müssen nicht alles wissen, um zu erwachen. Wir brauchen uns nicht den Widersprüchen der Metaphysik zu stellen, wir müssen nicht „Gott verstehen“ um frei zu werden.
„Ob du an Gott glaubst oder nicht, ist nicht so wichtig, ob du an Buddha glaubst oder nicht, ist nicht so wichtig; als Buddhist ist es nicht so wichtig, ob du an Reinkarnation glaubst oder nicht. Sie müssen ein gutes Leben führen. Und ein gutes Leben bedeutet nicht nur gutes Essen, gute Kleidung, gute Unterkunft. Das reicht nicht aus. Was man braucht, ist eine gute Motivation: Mitgefühl, ohne Dogmatismus, ohne komplizierte Philosophie; einfach nur das Verständnis, dass andere menschliche Brüder und Schwestern sind und die Achtung ihrer Rechte und ihrer Menschenwürde.“ Dalai Lama
Ein zentrales Merkmal der ursprünglichen Lehren des historischen Buddhas ist die Abwesenheit der Verehrung von Göttern als Weg zur Befreiung. Anders als in vielen theistischen Religionen lehrte der Buddha nicht, dass die Erlösung vom Leiden durch die Anbetung, Opfergaben oder Gebete an göttliche Wesen erreicht wird. Zwar bestritt er nicht unbedingt die Existenz von Göttern, wie sie im damaligen indischen Weltbild verankert waren, doch betrachtete er sie als ebenfalls dem Kreislauf von Karma und Wiedergeburt (Samsara) unterworfen und somit nicht in der Lage, anderen die endgültige Befreiung zu gewähren.
Stattdessen legte der Buddha den Fokus auf die Eigenverantwortung des Individuums: Durch ethisches Verhalten, die Schulung des Geistes mittels Meditation und das Erlangen von Weisheit über die Natur der Realität könne jeder Mensch aus eigener Kraft das Leiden überwinden und Nirvana erreichen. Der Weg zur Erleuchtung ist somit ein innerer Prozess der Selbsterkenntnis und Transformation, nicht die Suche nach Gunst bei übernatürlichen Mächten.
„Im Buddhismus geht es nicht darum, entweder an Gott oder an Götter zu glauben oder nicht zu glauben. Vielmehr lehrte der historische Buddha, dass der Glaube an Götter für diejenigen, die Erleuchtung erlangen wollen, nicht nützlich ist. Mit anderen Worten: Gott ist im Buddhismus überflüssig, da es sich um eine praktische Religion und Philosophie handelt, die praktische Ergebnisse über den Glauben an Glaubensvorstellungen oder Gottheiten stellt.“ Barbara O`Brian
Buddhismus für Anfänger: Religion oder eine Philosophie?
Aus wissenschaftlicher Sicht wird der Buddhismus weniger als Religion im theistischen Sinne verstanden, sondern eher als Lebensphilosophie oder ethisch-philosophisches System. Zentral ist das Fehlen eines Schöpfergottes und die Betonung natürlicher Gesetzmäßigkeiten wie Karma, sowie die Rolle des Buddha als Lehrer und nicht als göttlicher Erlöser.
Im Fokus steht die Eigenverantwortung des Einzelnen, unterstützt durch ethische Praxis, Meditation und Erkenntnis. Die Lehren werden als überprüfbare Werkzeuge betrachtet, nicht als dogmatische Wahrheiten – mit einem starken Hang zur Erfahrung, kritischem Denken und einer pragmatischen Sicht auf Geist und Wirklichkeit.
„Es nützt nichts, nur ein guter Mensch zu sein, wenn man nichts tut!“
Einführung in den Buddhismus: Wer war der historische Buddha?
Da sich in rund 2500 Entwicklung des Buddhismus sehr viele Mythen und Legenden entwickelt haben, spricht man bei gesicherten Fakten vom „Historischen Buddha“.
Der historische Buddha war
Fortan bekannt als „Buddha“ (der Erwachte) oder Tathagata (der Vollendete), widmete er den Rest seines Lebens dem Lehren des Dharma, des Pfades zur Befreiung vom Leiden, und legte damit den Grundstein für die buddhistische Tradition. Laut nicht allgemein anerkannter Chronologie wurde er 563 v. Chr. in Lumbini/Nepal geboren und ist gestorben 483 v. Chr. in Kushinagar/Indien.
„Der Hass hört in dieser Welt nicht durch Hass auf, sondern durch Liebe; das ist eine ewige Wahrheit … Überwinde den Zorn durch Liebe, das Böse durch das Gute. Überwinde den Geizigen durch Geben, überwinde den Lügner durch Wahrheit.“ (Dhammapada 1.5 &17.3)
Was ist Buddhismus? Buddhistische Philosophie
Die buddhistische Philosophie bildet das gedankliche Fundament der Praxis und Ethik und basiert auf Buddhas Einsichten zur Natur des Leidens und der Realität. Sie setzt nicht auf Glauben, sondern auf kritische Selbstprüfung und Erfahrung. Ziel ist die Entwicklung von Weisheit, um Unwissenheit zu überwinden und Befreiung zu ermöglichen. Eine Einführung in den Buddhismus für Anfänger kann sehr umfassend sein, ich belasse es hier bei den Stichpunkten.
Die Vier Edlen Wahrheiten: Die erste und zentrale Lehre des Buddha:
- Das Leben im Daseinskreislauf ist letztlich leidvoll.
- Ursachen des Leidens sind Gier, Hass und Verblendung.
- Erlöschen die Ursachen, erlischt das Leiden.
- Zum Erlöschen des Leidens führt der edle achtfache Pfad.
Die Drei Daseinsmerkmale: Die universellen Eigenschaften aller bedingten Phänomene:
- Anatta: Lehre vom „Nicht-Selbst“ – kein ewiges, unveränderliches Ich.
- Anicca: Alles ist vergänglich; es gibt keine dauerhafte Substanz.
- Dukkha: Das Leben ist durch Leid oder Unzufriedenheit gekennzeichnet.
Bedingtes Entstehen: Die Lehre von der Kette von Ursache und Wirkung, die erklärt, wie Phänomene voneinander abhängig entstehen und vergehen – ein Prinzip der Interdependenz.
Karma und Wiedergeburt: Das Gesetz der moralischen Kausalität (willentliche Handlungen haben Folgen) und der damit verbundene Kreislauf des Daseins (Samsara), der durch Anhaftung und Unwissenheit aufrechterhalten wird.
Nirvana: Das ultimative Ziel, der Zustand der Befreiung von Leiden, Gier, Hass und Verblendung sowie vom Kreislauf der Wiedergeburt.
Leerheit: Insbesondere im Mahayana-Buddhismus zentral; die Einsicht, dass alle Phänomene und Konzepte (einschließlich des Selbst) frei von einer inhärenten, unabhängigen oder substantiellen Existenz sind.
Die Natur des Geistes: Die buddhistische Philosophie untersucht intensiv die Funktionsweise des Geistes, der Wahrnehmung und des Bewusstseins und betrachtet den Geist als den Hauptfaktor für die Erzeugung von Leid und die Möglichkeit der Befreiung.
Die Lehre der Zwei Wahrheiten: Die Unterscheidung zwischen konventioneller (alltäglicher, relationaler) Realität und ultimativer (absoluter, leerer) Realität.
Ablehnung von Substanzialismus: Die philosophische Zurückweisung der Vorstellung von festen, unveränderlichen Substanzen oder Wesenheiten (z.B. ein ewiges Selbst, ein Schöpfergott), basierend auf der Analyse der Vergänglichkeit und des Nicht-Selbst.
Die zentrale Rolle der Weisheit: Erkenntnis und Einsicht in die wahre Natur der Realität (insbesondere in die Drei Daseinsmerkmale und Shunyata) werden als entscheidendes Mittel zur Überwindung der Unwissenheit und Erlangung der Befreiung betrachtet.
Buddhistische Praxis: Mitgefühl, Achtsamkeit, Weisheit
Die buddhistische Praxis umfasst einen ganzheitlichen Weg zur inneren Transformation, der Ethik, Meditation und Weisheit vereint. Sie zielt darauf ab, den Geist zu klären, leid verursachende Muster zu erkennen und Mitgefühl sowie Einsicht zu entwickeln. Zentral ist dabei die direkte Erfahrung durch Achtsamkeit und meditative Versenkung, nicht bloß theoretisches Wissen.
Eine gute Praxis des Buddhismus für Anfänger wäre regelmäßige Meditation, das Üben von Achtsamkeit im Hier und Jetzt sowie das Studium der Lehren des Buddhas. Meditation muss nicht kompliziert sein, hier eine einfache Achtsamkeits-Meditation von mir.
Einführung in den Buddhismus: Gegenwart und Zukunft
Heute erlebt der Buddhismus weltweit eine Renaissance – als spirituelle Praxis, philosophisches System und Quelle moderner Achtsamkeitstechniken. In westlichen Gesellschaften wird er zunehmend säkular interpretiert, während gleichzeitig traditionelle Formen in Asien mit Herausforderungen wie Kommerzialisierung und politischer Einflussnahme konfrontiert sind.
Somit wird es schwieriger, die Frage „was ist Buddhismus?“ präzise zu beantworten, es sei denn, man bleibt bei den direkten Lehren des Buddhas. Zukünftig könnte der Buddhismus noch mehr als Brücke zwischen Spiritualität und Wissenschaft dienen – mit Fokus auf Bewusstseinsforschung, ethische Lebensführung und globale Nachhaltigkeit.
Fazit: Was ist Buddhismus?
Meine Einführung in den Buddhismus für Anfänger hat hoffentlich die Essenz aufgezeigt: Es ist vor allem eine Erfahrungs-Wissenschaft, bei der es nicht um festgefahrene Glaubenssätze und abstruse Überzeugungen geht. Es ist ein praktischer, logisch nachvollziehbarer Weg zur spirituellen Freiheit. Ich sehe Potenzial für eine Gesellschaft, die Mitgefühl (Solidarität) mehr in den Mittelpunkt rückt.
Am Ende noch die letzten Worte des Buddha
„Alles Geschaffene ist vergänglich. Strebt weiter, bemüht euch, unablässig achtsam zu sein.“ – 483 v.Chr. – Digha Nikaya, 16.6