Kaiser Ashoka (304-232 v.Chr.) ist eine der wichtigsten Personen in Indiens Geschichte. Bis heute wirkt sein Werk für die Entwicklung des Buddhismus und moralisch getriebene Politik. Eine riesige Bildungsoffensive sorgte für die Festigung und Expansion des frühen Buddhismus in Indien und weit darüber hinaus.

Alle Bilder in diesem Artikel sind von unseren Reisen. Die Zitate im Text sind alle von den Edikten.

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„Man gewinnt in dieser Welt und erlangt große Verdienste für die nächste durch das Weitergeben des Geschenks des Dharma.“

Vaishali Säule, Löwensäule
Vaishali Löwensäule: Hochglanzpolierter Sandstein-Monolith, ca. 12m / 20 t

Wer war Kaiser Ashoka der Große?

Kaiser Ashoka war der große Feldherr und dritter Herrscher der Maurya-Dynastie, er formte im antiken Indien eines der größten Reiche der Geschichte. Sein Machtbereich erstreckte sich über nahezu den gesamten Subkontinent und darüber hinaus bis nach Pakistan und Afghanistan. Zu Beginn seiner Herrschaft (Regierungszeit ca. 268-232 v. Chr.) war er bekannt für seine militärischen Ambitionen und seinen Willen zur Expansion.

Besonders die brutale Schlacht von Kalinga, bei der Tausende von Menschen getötet wurden, prägte und traumatisierte ihn nachhaltig. Dieses Blutvergießen hinterließ in Ashoka eine tiefe Reue, die ihn zur Einsicht brachte, sein Leben grundlegend zu ändern.

„Mir kam folgender Gedanke: Ich werde Aufrufe zur moralischen Lebensführung erlassen, und ich werde Belehrungen über das moralische Gesetz veranlassen. Wenn die Menschen dies hören, werden sie freudig gehorchen, werden sich aufraffen und werden durch Vervollkommnung ihres sittlichen Lebenswandels große Fortschritte machen. Aus diesem Grunde habe ich Aufrufe zur moralischen Lebensführung erlassen und habe mannigfache Belehrungen über das moralische Gesetz angeordnet, damit auch meine Beamten, denen die Sorge für so viele Menschen anvertraut ist, diesen Menschen Belehrung zuteil werden lassen und ihnen im einzelnen Aufklärung geben. Auch die Justizbeamten, denen die Sorge für so viele Hunderttausende von Lebewesen obliegt, haben von mir Anweisung erhalten: So und so sollt ihr mein gutwilliges Volk belehren!“

Der Name des Kaisers der Maurya bedeutet „frei von Leid“ oder „Sorgenlos“. Weitere Namen des großen Kaisers waren:

  • Devanampriya: „von den Göttern geliebt“
  • Priyadasi „der, der jeden freundlich ansieht“
  • Dharmaraja „König der Rechtschaffenheit“

Ashokas Bekehrung zum Buddhismus

Die Schrecken des Krieges und die tiefe Einsicht in seine eigene Rolle darin führten zu seiner Hinwendung zum Buddhismus. Kaiser Ashoka war von den Prinzipien der Lehre des Buddha so tief bewegt, dass er beschloss, nicht nur persönlich danach zu leben, sondern sie auch aktiv in seinem riesigen Reich zu fördern. Nach seiner Konversion ersetzte Ashoka die Politik der militärischen Eroberung (Digvijaya) durch die der „Eroberung durch Rechtschaffenheit“ (Dharmavijaya).

„Alle Religionen sollten überall verbreitet sein, denn sie alle streben nach Selbstkontrolle und der Reinheit des Herzens.“

Ashokasäule, Ashoka Säule, Lumbini
Ashokasäule in Lumbini, dem Geburtsort des Buddha

Ashokas Unterstützung des Buddhismus

Nach seiner Konvertierung wurde Ashoka zum wichtigsten Förderer des Buddhismus in der Geschichte. Er machte die Lehren des Buddha zur Grundlage seiner Regierungspolitik und förderte die Religion aktiv, indem er u.a. Klöster errichten ließ, Mönche unterstützte und buddhistische Rituale in die Gesellschaft einführte.

Anstelle von militärischen Eroberungen konzentrierte er sich darauf, die Lehren des Buddhismus im gesamten Reich zu verbreiten und ein gerechtes und mitfühlendes Herrschaftssystem zu etablieren. Er ersetzte die „Bherighosha“ (den Klang der Kriegstrommeln) durch die „Dharmaghosha“ (den Klang des Dharma), was die Abkehr von militärischer Expansion hin zu spiritueller und moralischer Führung symbolisierte.

Bodhi Baum, Bodhibaum, Bodhgaya, Buddha, Maha Bodh Vriksh
Ashoka baute einen Tempel am Bodhibaum, dem Ort an dem der Buddha erwachte

Er setzte auf Gewaltverzicht und soziale Wohlfahrt und prägte durch seine Edikte und Reformen nicht nur die Entwicklung des Buddhismus in Indien, sondern trug auch entscheidend zu dessen weltweiter Verbreitung bei.

  1. Fels- und Säulenedikte: Er ließ im ganzen Reich Edikte in Stein meißeln. Diese verkündeten nicht nur staatliche Anordnungen, sondern vor allem buddhistische Prinzipien wie Gewaltlosigkeit (Ahimsa), Toleranz gegenüber allen Religionen, Mitgefühl, soziale Fürsorge (Brunnenbau, Krankenhäuser für Mensch und Tier) und Respekt vor Eltern und Lehrern. Sie wurden in lokalen Sprachen (Prakrits) verfasst, um für die breite Bevölkerung verständlich zu sein.
  2. Aussendung von Missionaren: Er sandte buddhistische Missionare in viele Regionen innerhalb und außerhalb seines Reiches, darunter nach Sri Lanka (wo sein Sohn Mahinda den König bekehrte und seine Tochter Sanghamitta einen Ableger des Bodhibaumes brachte), nach Südostasien und möglicherweise sogar bis nach Griechenland und Ägypten. Dies war entscheidend für die Transformation des Buddhismus von einer lokalen indischen Sekte zu einer Weltreligion.
  3. Einberufung des Dritten Buddhistischen Konzils: Um die Reinheit der Lehre und die Einheit der Mönchsgemeinschaft (Sangha) zu wahren, berief Ashoka um 250 v. Chr. das Dritte Buddhistische Konzil in Pataliputra (heute Patna) ein.
  4. Förderung des Sangha: Er unterstützte die buddhistische Mönchsgemeinschaft großzügig, ließ zahlreiche Klöster (Viharas) und Stupas (Reliquienschreine) errichten oder erweitern, darunter angeblich 84.000 Stupas über die Reliquien Buddhas.
  5. Ernennung von Dharma-Mahamatras: Er schuf ein neues Amt, die „Beamten der Rechtschaffenheit“, die durch das Reich reisten, um die Prinzipien des Dharma zu lehren, soziale Fürsorge zu überwachen und religiöse Toleranz zu fördern.
  6. Persönliches Vorbild: Ashoka selbst unternahm Pilgerreisen zu buddhistischen Stätten, gab die königliche Jagd weitgehend auf und förderte vegetarische Ernährung am Hof.

„Dies beinhaltet angemessenes Verhalten gegenüber Dienern und Bediensteten, Respekt für Lehrer, Zurückhaltung gegenüber Lebewesen und Großzügigkeit gegenüber Asketen und Brahmanas. Diese und andere Dinge bilden die Praxis des Dharma.“

Ashoka Säule, Vaishali, Mahayana
Vaishali, Bihar, Indien - Ort des 2. Buddhistischen Konzils (Im Bild eine Ashoka-Säule)

„Respekt für Mutter und Vater sind gut, Großzügigkeit gegenüber Freunden, Verbündeten, Verwandten, Brahmanas und Asketen ist gut, keine Lebewesen zu töten ist gut, Mäßigung bei Ausgaben und Mäßigung beim Behalten sind gut.“

Ashoka-Säulen: steinerne antike Zeugnisse

Die Ashoka-Säulen zählen zu den bedeutendsten Zeugnissen der altindischen Geschichte und buddhistischen Kultur. Die Säulen, aus fein poliertem Sandstein gefertigt, wurden strategisch an bedeutenden religiösen und politischen Orten im gesamten Maurya-Reich aufgestellt. Sie dienten wie manche Felsen als Träger der sogenannten Edikte Ashokas, in denen er seine ethischen Grundsätze (religiöse Toleranz, Gewaltlosigkeit und Fürsorge) für alle Lebewesen propagierte.

Besonders ikonisch ist die Löwenkapitell-Säule von Sarnath, die heute das offizielle Emblem Indiens ziert. Sie besteht aus vier Rücken-an-Rücken stehenden Löwen, die auf einem runden Abakus mit Abbildungen von Pferd, Elefant, Stier und Löwe ruhen – allesamt symbolische Tiere im Buddhismus. Die Ashoka-Säulen sind bis heute beeindruckende Zeugnisse für die Verbindung von Spiritualität, Staatlichkeit und Kunst in der indischen Antike.

Besonders beeindruckt hat mich dieser Edikt, der große Kaiser war offenbar auch ein Tierschützer.

„Sechsundzwanzig Jahre nach meiner Krönung werden einige Tiere unter Schutz gestellt – Papageien, wilde Gänse und Enten, Fledermäuse, Ameisenköniginnen, Schildkröten, Fische, Stachelschweine, Eichhörnchen, Rehe, Rinder, wilde und Haus-Tauben, alle vierfüßigen Tiere, die weder nützlich noch essbar sind. Die Ziegen, Schafe und Säue, die Junge haben oder Jungen Milch geben, sind geschützt, wie auch die Jungen, wenn sie jünger als sechs Monate sind. Hähne dürfen nicht kastriert werden, Unterholz, in dem Tiere sich verbergen, darf nicht verbrannt werden und Wälder dürfen weder ohne Grund, noch um Lebewesen zu töten abgebrannt werden. Ein Tier darf nicht an ein anderes verfüttert werden.“

Ashoka Säule, Edikt Ashoka
Ashoka-Säule in Vaishali, der Löwe blickt zu Buddhas Paranirvana-Ort

„Und vornehme Taten und die Praxis des Dharma bestehen aus Güte, Großzügigkeit, Ehrlichkeit, Reinheit, Milde und der Förderung des Guten unter den Menschen.“

Das Vermächtnis von Kaiser Ashoka

Kaiser Ashoka ist ein leuchtendes Beispiel der Antike für Moral und der Option, sich vom Bösen hin zum Guten zu wenden. Er hat sich in tiefer Dunkelheit für den Weg des Lichtes entschieden und sich mit seiner von Buddha inspirierten Politik unsterblich gemacht. Er hat aufgezeigt: Auch ein despotischer Kriegsherr kann umkehren und sich für das Gute einsetzen.

Als einer der ersten Herrscher integrierte er klare moralische Prinzipien in seine Staatsführung – obwohl er zuvor als böswilliger Eroberer sprichwörtlich über Leichen ging. Er transformierte sich vom gnadenlosen Eroberer zum empathischen Herrscher, der Mitgefühl, Gerechtigkeit und Toleranz in den Mittelpunkt seiner Politik stellte und sich auf ethisches Handeln konzentrierte.

Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass die Entwicklung des Buddhismus ohne Ashoka längst verloschen wäre. Mich inspiriert diese Geschichte sehr und ich wünsche mir, dass sich Mächtige ein Beispiel an ihm nehmen.

Wahre Größe liegt in der Demut.

Ashoka-Säulen und Lebensstationen des Buddha live erleben:
Ashoka Edikte, Säule
Mönche mit Säule und Stupa im Hintergrund

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