Diese Artikelserie zum Buddhismus ist in den letzten Monaten entstanden. Es soll eine umfassende Basis entstehen, um Buddhismus verstehen zu lernen – von den Anfängen bis zur Praxis im Alltag. Alle Artikel sind hinterlegt mit Bildern von unseren Reisen. Die Artikel bilden sowohl eine Einführung als auch Vertiefungen in Buddhas Lehre und seine Entwicklung.

Melde Dich gerne mit Deinen Fragen zu unseren Reisen. 🙂 narada@purnam.de

„Das Ziel ist nicht, Buddhist zu werden. Das Ziel ist, aufzuwachen.“
Dalai Lama

Buddhismus-Grundlagen Inhalte:

Grundlagen Buddhismus
Buddhas Lehren
Buddha, Meditation
Buddhismus Verstehen
Einführung in Buddhismus, was ist Buddhismus?
Was ist Buddhismus?
Einführung in Buddhismus
Vajrayana, tibetischer Buddhismus
Tibetische Mönche drehen "Mani Wheels" an der Svayambhunath Stupa in Kathmandu

Artikelserie Buddhismus Grundlagen

Du interessierst Dich für die Lehren des Buddhas, suchst nach Wegen zu innerem Frieden oder möchtest einfach nur mehr über eine der ältesten Weisheitstraditionen der Welt erfahren? Dann bist Du hier genau richtig!

Ich habe eine umfassende Artikelserie zu den Grundlagen erstellt, die sowohl eine fundierte Einführung bietet als auch die Möglichkeit zur Vertiefung komplexerer Themen. Von der Lebensgeschichte des historischen Buddhas über zentrale Konzepte wie Karma und Wiedergeburt bis hin zu praktischen Anleitungen zur Meditation – diese Serie beleuchtet die vielfältigen Facetten des buddhistischen Weges.

Diese Seite dient als zentraler Anlaufpunkt und Wegweiser durch unsere bisher erschienenen Artikel. Wir haben sie logisch strukturiert, damit Du leicht die Themen findest.

Unser Ziel ist es, Dir zu helfen, den Buddhismus verstehen zu können – auf klare, zugängliche und inspirierende Weise. Beginne Deine Reise direkt hier.

„Der Buddhismus lehrt uns, dass wir nicht ändern können, was in uns ist, indem wir versuchen, es zu zerstören, sondern indem wir es verstehen.“ Aldous Huxley

Vipassana, meditation
Einführung und Vertiefung in die Weisheitstradition

Grundlagen des Buddhismus - step by step

Die Essenz liegt nicht in Glaubenssätzen oder starren Dogmen, sondern in einem lebendigen Weg, der direkt erfahrbar ist. Es geht darum, das eigene Leiden zu verstehen, Mitgefühl zu entwickeln und den eigenen Geist in seiner Tiefe zu entdecken. Dieser Pfad ist weniger eine Religion im klassischen Sinn, sondern mehr eine Einladung zur inneren Freiheit. Buddha zeigt einen klaren Weg auf, dem wir folgen können.

Gerade heute, in einer Welt voller Hektik, Unsicherheit und Dauerstress, wirkt der Buddhismus aktueller denn je. Viele Menschen sehnen sich nach Sinn, nach einem Ort inneren Friedens und nach Methoden, die wirklich helfen, gelassener und bewusster zu leben. Buddhas Weg bietet hier zeitlose Werkzeuge, die man mitten im Alltag anwenden kann.

Auf dieser Seite findest du einen klaren Überblick über die wichtigsten Konzepte und Praktiken, ohne komplizierte Fachbegriffe oder unnötige Umwege. Du wirst verständliche Erklärungen und einfache Meditationen kennenlernen, die dir einen direkten Einstieg ermöglichen. Es geht darum, dir Inspiration und praktische Schritte an die Hand zu geben, um deinen eigenen Weg mit mehr Bewusstsein und Herz zu gehen.

Buddhismus für Anfänger, Was ist buddhismus?
Restaurierte Stupa am Bodhibaum in Bodhgaya, Bihar

1. Einführung - Die Basics

Die buddhistische Lehre zeigt, dass innerer Frieden durch die Veränderung des Geistes entsteht, nicht durch äußere Umstände. Er bietet eine tiefgründige Analyse des Menschseins und einen praktischen Weg zur Überwindung von Leiden. Durch Achtsamkeit und Meditation lernen wir, unsere Gedanken und Emotionen zu beobachten, statt uns von ihnen beherrschen zu lassen.

Die Weisheitstradition lehrt, dass Vergänglichkeit und Leid untrennbar mit dem Leben verbunden sind – und dass wahre Freiheit darin liegt, diese Realität zu erkennen und Mitgefühl zu entwickeln. So wird der Weg nicht nur zu einem persönlichen inneren Frieden, sondern auch zu einem heilsamen Miteinander mit allen Wesen.

„Der Buddhismus ist für mich ein System der psychologischen Erziehung.“ CG Jung

Einen ersten Überblick zur Frage: „Was ist Buddhismus?“ gibt die Einführung in den Buddhismus für Anfänger. Insbesondere die 10 zentralen Fakten sind hilfreich, um sich einen Überblick zu verschaffen.

Die erste Lehrrede des Buddhas nach seinem Erwachen war wie die Diagnose eines weisen Arztes für die Krankheit der menschlichen Seele. Er legte eine klare, vierstufige Analyse vor, die Vier Edlen Wahrheiten. Sie bilden das unerschütterliche Fundament seiner Lehre, denn sie sind zugleich Diagnose, Ursachenforschung, Prognose und Therapie: die Anerkennung des Leidens, die Identifizierung seiner Ursache, die Gewissheit seiner Überwindung und die Verschreibung des Weges, der zur Heilung führt.

Wenn man Buddhist werden möchte, steht die Tür immer offen. Das Konvertieren wird „Zuflucht nehmen“ genannt, denn man nimmt Zuflucht zu den drei Juwelen Buddha, Dharma und Sangha. Man wendet sich dem Buddha, seiner Lehre und der Gemeinschaft der Praktizierenden zu und bekommt Schutz und Segen für den Weg in die Freiheit.

Ashoka Edikte, Säule, Buddhismus Grundlagen
Mönche mit Säule und Stupa im Hintergrund

2. Entwicklung & Geschichte des Buddhismus

Die reiche Geschichte und fortlaufende Entwicklung des Buddhismus veranschaulichen eindrucksvoll, wie seine Essenz über Jahrtausende hinweg in vielfältigen Formen und Traditionen weltweit entfaltet wurde und dabei stets anpassungsfähig blieb. Einzelne Fragmente dieser Geschichte greife ich in Artikeln auf. Indem wir uns diesem Weg öffnen, entsteht eine innere Haltung von Gelassenheit und Klarheit. Anstelle von ständiger Suche im Außen beginnen wir, die Quelle von Freude und Stabilität in uns selbst zu entdecken. Jeder Moment wird zu einer Gelegenheit, Bewusstsein zu üben und Herz und Geist zu schulen. Auf diese Weise verwandelt sich Spiritualität von einer bloßen Theorie in eine gelebte Praxis, die unser tägliches Leben bereichert und uns in Einklang mit der Welt um uns herum bringt.

„Buddhismus ist eine Art ‚innere Wissenschaft‘, die sich mit der Natur des Geistes und der Realität beschäftigt, um Leiden zu überwinden und Glück zu finden.“ Robert Thurman

Buddha lebte in der Gangesebene in Nordindien, heute gibt es nur noch etwa 1% Buddhisten in Indien. Die Verbreitung des Buddhismus ging über verschiedene Wege quasi in die ganze Welt. Schon wenige Jahrhunderte nach seinem Tod begann seine Lehre, sich weit über die Grenzen Nordindiens hinaus auszubreiten. Über Handelswege, Pilgerreisen und die Unterstützung von Herrschern gelangte er zunächst nach Sri Lanka und Südostasien. Später nahm er in China, Korea und Japan ganz eigene kulturelle Formen an, während er im Himalaya-Raum durch den Vajrayāna eine neue, reiche Ausprägung erhielt.

Die Geschichte von Kaiser Ashoka dem Maurya-Herrscher im 3. Jahrhundert v. Chr. fasziniert mich. Ohne ihn hätte der Buddhismus wahrscheinlich nie so lange überlebt und floriert. Sein Erbe lebt bis heute in steinernen Säulen fort. Nach den blutigen Kalinga-Kriegen wurde er von einem Eroberer zu einem Förderer der Gewaltlosigkeit und der Lehre Buddhas. Er ließ Klöster und Stupas errichten, entsandte Missionare bis nach Sri Lanka und möglicherweise sogar bis ins heutige Griechenland. Seine berühmten Edikte, in Stein und Felsen gemeißelt, verkünden bis heute seine Botschaft von Mitgefühl, Toleranz und Rechtschaffenheit. 

Kaiser Ashoka schickte seine Kinder vor 2300 als Missionare nach Sri Lanka, seit dem ist der Theravada-Buddhismus die zentrale Religion auf der Insel. Der Artikel zeichnet grob die Geschichte des Buddhismus in Sri Lanka nach. Von hier aus strahlte der Theravāda über die Jahrhunderte weiter nach Myanmar, Thailand, Laos und Kambodscha aus. Auf der Insel selbst blieb er trotz Kolonialherrschaft, kultureller Einflüsse und politischer Umbrüche das spirituelle Fundament der Gesellschaft.

Vajrayana Kloster, Buddhismus für Anfänger, Buddhismus Verstehen
Uraltes Vajrayana Kloster in Phuktar, Zanskar, Ladakh, Indien

3. Schulen & Arten von Buddhismus

Schon in der Frühzeit gab es Debatten zwischen den verschiedenen Strömungen über die Buddhismus Grundlagen. Einerseits eher konservative Kräfte, die möglichst genau an der Lehre Buddhas festhalten wollten – und andererseits die eher Progressiven, die nach Weiterentwicklung strebten. Um Buddhismus verstehen zu können, sollte man die drei Haupt-Strömungen nachvollziehen.

Da ist zunächst der Theravāda, die älteste erhaltene Form, die sich stark an den ursprünglichen Lehrreden Buddhas orientiert und bis heute vor allem in Sri Lanka und Südostasien verbreitet ist. Dann entwickelte sich der Mahāyāna, der den Bodhisattva-Ideal betont – das Streben, nicht nur für sich selbst, sondern für alle Wesen Erleuchtung zu erlangen. Schließlich entstand der Vajrayāna, besonders in Tibet verbreitet, der mit seinen Ritualen, Mantren und Visualisierungen einen sehr eigenen, kraftvollen Weg beschreibt. Gemeinsam bilden diese Strömungen ein reiches Geflecht, das zeigt, wie vielfältig der Buddhismus über Jahrhunderte geworden ist – und doch bleibt der Kern derselbe: die Überwindung von Leiden und das Erwachen zur wahren Natur des Geistes.

„Die Lehre Buddhas ist keine Theologie; sie ist ein Mittel, um das Leiden zu beenden.“ Thich Nhat Hanh

Der Theravada-Buddhismus konzentriert sich darauf, die ursprünglichen Lehren des historischen Buddha so unverändert wie möglich zu bewahren. Der Fokus liegt auf der individuellen Befreiung durch Selbstdisziplin, Meditation und die direkte Verwirklichung der im Pali-Kanon dargelegten Weisheit.

Die Anhänger des Mahayana-Buddhismus haben die Lehren des Buddhas noch erweitert, z.B. um Bodhisattwas als Ideal des spirituellen Weges, tiefere philosophische Konzepte wie die Leerheit (Shunyata) und die Vorstellung, dass die Erleuchtung nicht nur für sich selbst, sondern für das Wohl aller empfindsamen Wesen angestrebt werden sollte.

Der Vajrayana-Buddhismus wird häufig als eine Erweiterung und Vertiefung des Mahayana und der Buddhismus Grundlagen betrachtet. Er nimmt die philosophischen Grundlagen und das Bodhisattva-Ideal des Mahayana auf, ergänzt diese durch spezielle Techniken und Praktiken, um die Erleuchtung auf einem beschleunigten Weg zu erreichen. Das ultimative Ziel bleibt die schnelle Verwirklichung der vollen Buddhaschaft zum Wohle aller empfindsamen Wesen.

Buddhismus Sri Lanka
Ehemaliger Tempel mit dem Zahn des Buddha in Polonnaruwa

4. Buddha und sein Leben

Der Buddha war ein normaler Mensch, kein Gott oder Übermensch. Der von ihm aufgezeigte Weg steht allen offen. Er zog sich aus allem zurück und begab sich 6 Tage und Nächte zur Meditation unter einen Baum, bis er die Natur des Seins erkannte. Seine Lehren sind darauf ausgerichtet, zur spirituellen Befreiung zu gelangen.

Das Wesentliche an Buddhas Erfahrung ist, dass er nichts Übernatürliches beanspruchte. Er entdeckte vielmehr einen praktischen Weg, wie jeder Mensch durch Einsicht, Achtsamkeit und Mitgefühl Leiden überwinden kann. Seine erste Lehrrede nach der Erleuchtung fasste er in den Vier Edlen Wahrheiten als Buddhismus Grundlagen zusammen – die Einsicht in das Leiden, seine Ursachen, die Möglichkeit seiner Aufhebung und den Weg dorthin. Dieser Weg, bekannt als der Edle Achtfache Pfad, verbindet innere Haltung, ethisches Handeln und geistige Schulung. So zeigt der Buddha, dass Befreiung nicht durch Glauben allein, sondern durch eigene Erfahrung und Übung möglich wird.

„Wenn es irgendeine Religion gibt, die den Bedürfnissen der modernen Wissenschaft gerecht würde, so wäre es der Buddhismus.“ Albert Einstein

Wer war Buddha? Als Prinz geboren entschloss sich Siddhartha Gautama, seinen Palast zu verlassen, als er die universelle Natur des Leidens erkannte, um nach einem Weg zur Befreiung zu suchen. Nach Jahren der intensiven spirituellen Suche, die ihn durch extreme Askese führten, erlangte er die Erleuchtung. Das Leben des Buddha war geprägt von grenzenlosem Mitgefühl, um den Weg zur Befreiung für alle Wesen zu weisen.

Der Bodhibaum. Siddhartha Gautama erwachte nach langen Jahren der Askese unter einem „Ficus Religiosa“ – dem Bodhibaum. Er saß 6 Tage und Nächte in Meditation, zog sich innerlich als reiner Beobachter zurück und tat letztlich nichts, außer wahrnehmen, was kommt, ist und geht. Nach der Erleuchtung blieb er noch einige Wochen am Baum. Mich fasziniert der Baum.

Buddhistische Praxis
Buddhistische Praxis - Meditation & Geistesschulung

5. Buddhistische Praxis

Buddhistische Praxis ist im Grunde ein Training des Herzens und des Geistes. Anstatt im Außen nach Antworten zu suchen, wendet sie den Blick nach innen. Durch die formale Praxis der Meditation lernen wir, den unaufhörlichen Strom unserer Gedanken zu beruhigen und uns im gegenwärtigen Moment zu verankern. Im Alltag üben wir uns darin, diese Achtsamkeit in jede Handlung zu tragen – sei es beim Essen, Gehen oder Zuhören. Ergänzt durch eine ethische Lebensführung, die darauf abzielt, uns selbst und anderen kein Leid zuzufügen, wird die Praxis zu einem umfassenden Weg, der uns lehrt, mit mehr Weisheit, Mitgefühl und innerer Freiheit durch das Leben zu gehen.

„Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten.“ Buddha

Anapanasati ist eine denkbar einfache Atem-Meditation, bei der man die Achtsamkeit auf die Wahrnehmung des Atems richtet. Man übt sich darin, die Berührung des Windhauchs des Atems zu erspüren, ohne sich dabei etwas vorzustellen. 

Metta Bhavana hilft uns dabei, liebende Güte (Metta Bhavana) gegenüber allen Wesen zu entwickeln. Bei dieser Meditation wiederholen wir im Geist einfache Formeln, um dadurch in das Erspüren des Mitgefühls zu kommen, das Gefühl wird dann ausgedehnt.

Bald kommen noch mehr Meditationen. 🙂 

Reise zu den Lebensstationen des Buddha

Wir bieten eine Reise zu den Lebensstationen des Buddhas an, es geht von Kathmandu bis Varanasi, mit dem Bodhibaum als Höhepunkt. Wir werden an den einzelnen Orten meditieren, über Buddhismus Grundlagen sprechen und Praktizierenden aus der ganzen Welt begegnen.

Video von mir - wer war Buddha? Vom Prinzen zum Erwachten.

„Everybody is a Buddha. It’s just that they don’t know it yet.“  George Harrison

Wenn Buddha nur ein Mensch war, warum wird er dann so verehrt, und was bedeutet es, dass jeder ein „Buddha“ werden kann?

Antwort:
Buddha war kein Gott, sondern ein Mensch namens Siddhartha Gautama, der vor etwa 2.500 Jahren als Prinz in Nordindien lebte. Konfrontiert mit dem unvermeidlichen Leid des Lebens – Krankheit, Alter und Tod – verließ er sein luxuriöses Leben, um einen Weg zu dauerhaftem Frieden zu finden. Nach Jahren intensiver Askese und Meditation setzte er sich unter einen Bodhibaum und erlangte die vollkommene Erleuchtung, das Erwachen. Der Titel „Buddha“ bedeutet wörtlich „der Erwachte“. Er ist also kein Name, sondern ein Zustand des Geistes, der das Ende allen Leidens durch die Überwindung von Gier, Hass und Verblendung beschreibt.

Die Verehrung Buddhas ist daher keine Anbetung eines Gottes, der Wünsche erfüllt, sondern ein Ausdruck tiefen Respekts und Dankbarkeit gegenüber dem Lehrer, der diesen Weg zur Befreiung entdeckt und gelehrt hat. Er dient als Vorbild und Inspiration. Die tiefere Lehre, insbesondere im Mahayana-Buddhismus, besagt, dass jeder Mensch die „Buddha-Natur“ in sich trägt – das innewohnende Potenzial zur Erleuchtung. Buddha zu werden bedeutet also nicht, göttlich zu werden, sondern das eigene, tiefste menschliche Potenzial für Weisheit und Mitgefühl vollständig zu verwirklichen. Seine Geschichte ist somit keine Geschichte eines Gottes, sondern eine Landkarte, die jedem Menschen den Weg zur eigenen Erweckung aufzeigt.

Wenn es im Kern um eine Philosophie des Geistes geht, warum gibt es dann Tempel, Rituale und Mönche?

Antwort:
Der Buddhismus entzieht sich einer einfachen Kategorisierung und ist am besten als eine Mischung aus beidem zu verstehen: eine „religiöse Philosophie“ oder ein „philosophischer Weg der Praxis“. Im Kern ist er eine tiefgründige Philosophie des Geistes, eine Art „Wissenschaft des Bewusstseins“, die die Natur der Realität und die Ursachen des Leidens ohne Bezug auf einen Schöpfergott analysiert. Die Lehren wie die Vier Edlen Wahrheiten sind logische, erfahrbare Prinzipien, die zur Selbsterforschung einladen.

Die religiösen Aspekte wie Tempel, Rituale und Mönchsorden sind der unterstützende Rahmen für diese philosophische Praxis. Sie sind nicht dazu da, einen Gott anzubeten, sondern um einen heilsamen Kontext zu schaffen. Tempel sind Orte der Stille und der Gemeinschaft. Rituale, wie das Anzünden von Räucherstäbchen oder das Verbeugen, sind keine blinden Glaubensakte, sondern physische Übungen in Achtsamkeit, Demut und Hingabe an den Weg. Diese Strukturen dienen also als Gefäß und Stütze, um die philosophischen Einsichten nicht nur zu denken, sondern im täglichen Leben zu kultivieren und zu verkörpern.

Bedeutet das Ende des Leidens, dass man nichts mehr fühlt, oder dass man der Welt entflieht?

Das oberste Ziel im Buddhismus ist Nirwana, was wörtlich „Verlöschen“ bedeutet. Es ist die vollständige und endgültige Beendigung von Dukkha – einem Wort, das oft als „Leiden“ übersetzt wird, aber treffender eine tiefsitzende, allgegenwärtige Unzufriedenheit beschreibt, die aus unserem ständigen Anhaften an vergängliche Dinge, Ideen und unser eigenes „Ich“ entsteht. Nirwana ist also das Verlöschen der drei Geistesgifte, die dieses Leiden verursachen: Gier (Anhaftung), Hass (Abneigung) und Verblendung (Unwissenheit über die wahre Natur der Realität).

Dies bedeutet jedoch keinesfalls, dass man nichts mehr fühlt oder der Welt entflieht. Das Gegenteil ist der Fall. Ein erwachter Geist, der Nirwana erreicht hat, ist nicht apathisch, sondern frei von der Reaktivität auf Gefühle und äußere Eindrücke. Er kann Freude empfinden, ohne daran anzuhaften, und Schmerz empfinden, ohne in Verzweiflung zu verfallen. Anstelle der egozentrischen, leidvollen Emotionen treten die sogenannten „Brahmaviharas“ oder göttlichen Verweilzustände: liebende Güte (Metta), Mitgefühl (Karuna), Mitfreude (Mudita) und Gleichmut (Upekkha). Das Ziel ist also keine Flucht aus der Welt, sondern die Erlangung der Fähigkeit, mit vollkommener Freiheit, Weisheit und tiefem Mitgefühl in der Welt zu leben.

Ist Karma Gottes System von Belohnung und Bestrafung, oder ein unpersönliches Naturgesetz?

Antwort:
Karma ist wohl eines der am häufigsten missverstandenen Konzepte. Das Wort bedeutet wörtlich „Handlung“ oder „Tat“. Im Buddhismus bezieht es sich jedoch nicht nur auf die äußere Tat, sondern vor allem auf die Absicht dahinter. Es ist die Intention, die eine Handlung als heilsam oder unheilsam qualifiziert und die energetische Saat für zukünftige Erfahrungen legt. Positive Absichten (wie Großzügigkeit, Mitgefühl) führen zu positiven Ergebnissen, während negative Absichten (wie Gier, Hass) zu leidvollen Ergebnissen führen.

Karma ist kein System von göttlicher Belohnung und Bestrafung, sondern ein völlig unpersönliches Naturgesetz, ähnlich dem Gesetz der Schwerkraft. Es gibt keinen kosmischen Richter, der urteilt. Es ist ein natürliches Prinzip von Ursache und Wirkung, das besagt, dass jede willentliche Handlung Konsequenzen hat. Die Früchte einer Handlung reifen nicht immer sofort, sondern können sich in diesem oder in zukünftigen Leben manifestieren. Das Konzept des Karma ist daher zutiefst ermächtigend: Es bedeutet, dass wir keinem unabänderlichen Schicksal ausgeliefert sind, sondern durch unsere gegenwärtigen, bewussten Handlungen und Absichten unsere eigene Zukunft gestalten können.

Kann man achtsam sein, ohne zu meditieren, und warum ist die formale Meditationspraxis dennoch so wichtig?

Achtsamkeit (Sati auf Pali) und Meditation sind eng miteinander verbunden, aber nicht dasselbe. Achtsamkeit ist die Fähigkeit des Geistes, bewusst und ohne Urteil im gegenwärtigen Moment präsent zu sein. Es ist eine Qualität des Bewusstseins, die wir in jeder Situation unseres Lebens kultivieren können – beim Zähneputzen, beim Essen, beim Zuhören in einem Gespräch.

Meditation ist die formale Übung, um diese Fähigkeit der Achtsamkeit gezielt zu trainieren und zu stärken. Man kann es mit dem Unterschied zwischen körperlicher Fitness und dem Training im Fitnessstudio vergleichen. Achtsamkeit ist die allgemeine „geistige Fitness“, die wir im Alltag anwenden. Meditation ist das gezielte „Training im Fitnessstudio des Geistes“, bei dem wir uns bewusst Zeit nehmen, um den Muskel der Achtsamkeit zu stärken, indem wir uns zum Beispiel hinsetzen und den Atem beobachten.

Sind diese Regeln strenge Verbote wie in anderen Religionen, oder haben sie eine andere Funktion?

Ja, der Buddhismus hat einen klaren ethischen Kompass, der als Sila bekannt ist. Die Grundlage dafür sind die Fünf Silas oder Übungsregeln, die von Laienanhängern freiwillig auf sich genommen werden. Sie lauten:

  • Ich übe mich darin, keine Lebewesen zu verletzen oder zu töten.
  • Ich übe mich darin, nichts zu nehmen, was mir nicht gegeben wurde.
  • Ich übe mich darin, sexuelles Fehlverhalten zu vermeiden.
  • Ich übe mich darin, nicht zu lügen oder unheilsam zu reden.
  • Ich übe mich darin, keine berauschenden Mittel zu konsumieren, die den Geist trüben.

Der entscheidende Unterschied zu den Geboten in den Abrahamitischen Religionen liegt in ihrer Funktion. Es sind keine von einem Gott auferlegten Verbote, deren Übertretung eine Sünde und göttliche Bestrafung nach sich zieht. Vielmehr sind es persönliche Trainingsregeln, die aus Mitgefühl und Weisheit formuliert wurden. Man versteht sie als Richtlinien, die helfen, sich selbst und anderen kein Leid zuzufügen. Ihre Einhaltung schafft die äußere und innere Harmonie, die eine notwendige Grundlage für eine tiefe Meditationspraxis ist. Ein unruhiger Geist, der von Schuldgefühlen oder den Konsequenzen unheilsamer Handlungen geplagt wird, kann sich nur schwer konzentrieren. Sila ist also nicht das Ziel an sich, sondern das stabile Fundament, auf dem Weisheit und mentales Training aufbauen können.

Widersprechen sich diese verschiedenen Schulen, oder sind es nur unterschiedliche Wege zum selben Gipfel?

Im Laufe von 2.500 Jahren hat er sich in verschiedene Kulturen verbreitet und dabei unterschiedliche Formen und Schwerpunkte entwickelt. Die drei Haupttraditionen oder „Fahrzeuge“ (Yanas) sind:

  • Theravada („Die Lehre der Ältesten“): Dominiert in Südostasien (Sri Lanka, Thailand, Kambodscha). Sie hält sich eng an die frühesten Schriften (den Pali-Kanon) und betont die individuelle Befreiung durch Selbstdisziplin und Weisheit. Das Ideal ist der Arhat, ein vollkommen erwachter Schüler.
  • Mahayana („Das Große Fahrzeug“): Dominiert in Ostasien (China, Japan, Korea, Vietnam) und umfasst auch Zen. Hier wird das Ideal des Bodhisattva zentral: ein Wesen, das seine eigene endgültige Erleuchtung aufschiebt, um aus Mitgefühl allen anderen Lebewesen auf ihrem Weg zur Befreiung zu helfen. Es gibt eine Fülle von zusätzlichen Sutras und philosophischen Schulen.
  • Vajrayana („Das Diamant-Fahrzeug“): Dominiert in Tibet, Bhutan und der Mongolei. Es baut auf der Mahayana-Philosophie auf, nutzt aber zusätzlich kraftvolle und fortgeschrittene Techniken wie Visualisierungen, Mantras und Tantra, um den Weg zur Erleuchtung zu beschleunigen.

Die Analogie von den „unterschiedlichen Wegen zum selben Gipfel“ ist sehr treffend. Die Kernlehren – wie die Vier Edlen Wahrheiten, Karma und Nicht-Selbst – sind in allen Traditionen fundamental. Sie widersprechen sich also nicht im Kern, sondern bieten unterschiedliche Methoden, Philosophien und kulturelle Ausdrucksformen an, die auf die verschiedenen Neigungen und Kapazitäten der Praktizierenden zugeschnitten sind.

Bodhibaum, Bodhgaya, Bo Tree
Narada am Bodhibaum

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