Unter dem Bodhibaum zu meditieren, wo der Buddha seine Erleuchtung fand – für mich eines der Highlights meines Lebens!
Mit diesem Artikel möchte ich einige Hintergründe zur Geschichte geben. Die Geschichte des Buddhas mit Bildern unserer Pilgerreise findest Du hier.
Wenn Du magst, komm mit mir zu den Lebensstationen des Buddhas!
Alles Liebe, Narada
Der "Bo-Tree" in Bodhgaya - wo der Buddha erwachte
Der Baum unter dem der Buddha erwachte steht in Bodhgaya (Bihar, Indien) wo Siddhartha Gautama, um 528 v. Chr. die Erleuchtung erlangte. Diese heilige Stätte ist seit Jahrhunderten der Mittelpunkt buddhistischer Praxis und Pilgerfahrten. Wobei der aktuelle Baum quasi der Enkel des ursprünglichen Baumes ist, unter dem der Buddha meditierte.
Die historische Erzählung des Baums und seines Tempelkomplexes ist mit Kaiser Ashoka im 3. Jahrhundert v. Chr. verwoben, der eine entscheidende Rolle bei der Etablierung des Ortes als Zentrum buddhistischen Glaubens und Lernens spielte.
Trotz Herausforderungen wie Invasionen, Religionskonflikten und natürlichem Verfall im Laufe der 25 Jahrhunderte bleibt der „Baum des Buddha“ und seine Umgebung ein zentrales Symbol für den Buddhismus. Der Mahabodhi-Tempelkomplex nicht nur ein Zeugnis der Erleuchtung Buddhas, sondern auch als lebendiges Denkmal für die anhaltende Kraft spiritueller Transformation und gemeinschaftlicher Hingabe.
Historischer Hintergrund
Die Geschichte des Baumes und seiner Nachkommen ist eng mit der Verbreitung des Buddhismus und seiner kulturellen Bedeutung verbunden. Der ursprüngliche Baum, ein Pappelfeigenbaum der gattung „Ficus Religiosa“, war der Ort, an dem Siddhartha Gautama die Erleuchtung erlangte und zum Buddha wurde.
Die Tochter des buddhistischen Kaisers Ashoka, brachte im Jahr 288 v. Chr. einen Ableger des südlichen Astes des ursprünglichen Baumes und damit auch den Buddhismus nach Sri Lanka. Dieser Ableger wurde in Anuradhapura gepflanzt und steht dort bis heute. Der Sri Mahabodhi in Anuradhapura gilt als der älteste dokumentierte Baum der Welt und ist ein lebendiges Symbol der Verbindung zwischen Buddhismus und Natur.
Der heutige Baum im Maha Bodhi Temple in Bodhgaya ist ein Ableger in dritter Generation und wurde 1881 an der Stelle gepflanzt, wo einst der ursprüngliche Baum stand. Er stammt von einem Ableger des Sri Mahabodhi aus Anuradhapura in Sri Lanka ab, wodurch die Linie des ursprünglichen Baumes erhalten blieb. In Sri Lanka wurden über Jahrhunderte hinweg zahlreiche Ableger des Sri Mahabodhi auf der ganzen Insel gepflanzt, und fast jeder buddhistische Tempel besitzt heute einen eigenen Ableger von Buddhas Baum. Diese lebendige Tradition verbindet Tempel weltweit mit der heiligen Ursprungsstätte in Bodhgaya.
„Der berühmte Bodhi-Baum existiert noch, ist aber stark verrottet; ein großer Stamm mit drei Ästen in westlicher Richtung ist noch grün, aber die anderen Äste sind rindenlos und verrottet. Der grüne Zweig gehört vielleicht zu einem jüngeren Baum, denn es gibt zahlreiche Stämme von scheinbar verschiedenen Bäumen, die aneinander gereiht sind. Der Baum muss häufig erneuert worden sein, denn der heutige Pipal steht auf einer Terrasse, die mindestens 30 Fuß über dem Niveau des umliegenden Landes liegt. Im Jahr 1811, als Dr. Buchanan (Hamilton) ihn sah, war er in voller Blüte. Er beschreibt, dass er höchstwahrscheinlich nicht älter als 100 Jahre ist.“ Alexander Cunningham, 1861
Ashokas königliche Schirmherrschaft
Der Ort stand in der Antike unter königlicher Schirmherrschaft u.a. von Kaiser Ashoka im 3. Jahrhundert v. Chr., der den ersten Tempel und die dazugehörigen Gebäude in Bodhgaya errichtete. Ashoka spielt eine große Rolle in der frühen Geschichte des Buddhismus. Nach seiner Bekehrung zum Buddhismus der blutigen Schlacht von Kalinga widmete er sein Leben der Verbreitung der Lehren des Buddhas. Als Kaiser des Maurya-Reiches initiierte er zahlreiche Projekte, um den Buddhismus zu fördern, darunter der Bau von Stupas, Tempeln und Klöstern sowie die Errichtung der sog. „Ashoka Säulen“ mit Inschriften, die u.a. die ethischen Prinzipien des Dharma verkündeten.
Seine Unterstützung trug dazu bei, den Buddhismus von einer regionalen zu einer globalen Religion zu machen. Darüber hinaus sandte er Missionare, darunter seine Kinder Mahinda und Sangamitta, in benachbarte Länder wie Sri Lanka, wodurch die Lehren des Buddhas über Indien hinaus verbreitet wurden. Ashokas Schirmherrschaft prägte die Entwicklung des Buddhismus nachhaltig und sicherte seine Position als bedeutende Weltreligion.
Pilgerfahrt und historische Berichte
Die historische Geschichte von Bodhgaya wurde durch verschiedene Inschriften und Berichte von Pilgern dokumentiert, insbesondere durch die chinesischen Mönche Faxian und Xuanzang im 5. bzw. 7. Jahrhundert. Ihre Schriften geben wertvolle Einblicke in die religiösen Praktiken und die architektonischen Entwicklungen des Ortes während ihrer Besuche.
Diese Berichte unterstreichen die historische Bedeutung von Bodh Gaya und seine anhaltende Anziehungskraft als Zentrum für spirituelle Reflexion und Praxis. Die Popularität der Pilgerfahrt nach Bodhgaya führte zu einer Fülle von Literatur, darunter Reiseführer und Lobpreis-Stutras, die zu Besuchen dieser heiligen Stätte ermutigten.
Wer fällte den Baum?
Im Laufe der Zeit wurde der Baum und der umliegende Tempelkomplex mehrfach zerstört. Es gibt dazu mehrere Legenden und verfälschte Überlieferungen.
- Einer Legende zufolge ließ Ashokas Frau, Königin Tissarakkhā, den Baum heimlich fällen, da sie eifersüchtig auf die Zeit war, die Ashoka dort verbrachte.
- Im 2. Jahrhundert v. Chr. wurde der ursprüngliche Baum von Hinduistischen König Pushyamitra während seiner Verfolgung des Buddhismus zerstört.
- Zu Beginn des 7. Jahrhunderts n. Chr. fiel der Ersatzbaum dem Hinduistischen König Shashanka zum Opfer, der während eines Kriegszuges sowohl den Mahabodhi-Tempel als auch den ursprünglichen Baum zerstören ließ.
Die Bedeutung von Bodhgaya blieb trotz Zerstörungen und Invasionen bestehen, insbesondere im 12. Jahrhundert, als es von türkischen Armeen zerstört wurde.
Der Buddha erwachte unterm Baum
Buddhas Erleuchtung unter dem legendären Baum markierte nicht nur eine persönliche Transformation, sondern auch den Beginn einer spirituellen Revolution. Nach seiner Erleuchtung teilte Siddhartha Gautama seine Erkenntnisse mit einer vielfältigen Anhängerschaft, die Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten umfasste. Dadurch legte er den Grundstein für eine integrative Gemeinschaft, die auf Mitgefühl und Verständnis basierte.
Der Weg der Mitte - Buddhas Weg
Bevor der Buddha den Ort rund um den Baum erreichte, lebte er viele entbehrungsreiche Jahre mit Asketen, also quasi den antiken Yogis. Er hatte die Hoffnung, den Weg zur Befreiung zu finden. Er erkannte schließlich, dass die strikten Methoden der Asketen ihn nicht zur Erleuchtung führen würden. So entschied er sich für den mittleren Weg – eine Lebensweise zwischen Überfluss und Entbehrung.
Kurz darauf setzte er sich entschlossen unter den Baum, mit dem festen Entschluss, nicht eher aufzustehen, bis er die ultimative Wahrheit erkannt hatte. In tiefer Meditation, erreichte er schließlich nach 7 Tagen und Nächten die Erleuchtung und wurde zum Buddha, dem Erleuchteten. Zum Tathāgata, dem Vollendeten.
Anmerkung: Ich bin überzeugt, dass er dort die Vipassana-Methode praktiziert hat: Das reine Beobachten und Akzeptieren von dem, was gerade kommt und geht.
Die sieben Wochen der Kontemplation
Nachdem der Buddha die Erleuchtung unter dem „Bo-Tree“ erlangt hatte, widmete er die darauffolgenden sieben Wochen der Kontemplation. Jede Woche verbrachte er an einem anderen Ort in der Nähe des Baumes, vertieft in Meditation und Reflexion über die tiefsten Wahrheiten der Existenz. Diese Zeit war von unschätzbarer Bedeutung für die Entwicklung seiner Lehren, die später die Grundlage des Buddhismus bildeten.
Unbesiegter Thron: Erste Woche in tiefer Meditation über seine spirituellen Errungenschaften und die Überwindung von Māras Herausforderungen.
Juwelenweg: Zweite Woche in Bewegung, reflektierend über das Dharma und die abhängige Entstehung.
Schatzhaus: Dritte Woche vertieft in die kausalen Beziehungen und die Lehren des Abhidharma.
Ajapāla-Banyan-Baum: Vierte Woche in unerschütterlicher Versenkung, trotz Māras Versuchungen.
Mucalinda-Baum: Fünfte Woche in Verbindung mit der Natur, meditierend über universelle Wahrheiten.
Rājāyatana-Baum: Sechste Woche in Vorbereitung, seine Erkenntnisse mit der Welt zu teilen.
Abschließende Kontemplation: Letzte Woche in vollkommener Glückseligkeit, den Höhepunkt seiner spirituellen Reise erreichend.
Geschichte Mahabodhi-Tempel & Baum
Der Mahā-Bodhi-Tempel wurde an dem Ort errichtet, an dem Siddhartha Gautama unter der Pappelfeige die Erleuchtung erlangte und zum Buddha wurde. Die Architektur des Tempels kombiniert buddhistische und indische Stilelemente aus unterschiedlichsten Epochen. Der Tempel ist nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sondern auch ein spirituelles Zentrum, das Pilger aus aller Welt anzieht.
Ich habe es wie ein „Weltraumbahnhof“ erlebt, so viele unterschiedliche Menschen und Bräuche, irre!
Seit 2002 gehört der Mahā-Bodhi-Tempel zum UNESCO-Weltkulturerbe, was seine historische und kulturelle Bedeutung unterstreicht. Im Mittelpunkt der Anlage steht natürlich der Bodhi-Baum, der als Symbol der Erleuchtung verehrt wird und das Herzstück für Meditation, Gebete und Rituale bildet.
Geschichte des Mahabodhi-Tempels: Bau und Entwicklung
Der Mahabodhi-Tempel in Bodh Gaya ist der bedeutendste buddhistische Pilgerort der Welt. Er markiert den heiligen Ort, an dem Siddhartha Gautama zum Buddha wurde. Der Tempel rund um den Baum wurde ursprünglich im 3. Jahrhundert v. Chr. von Kaiser Ashoka errichtet, etwa 200 Jahre nach dem Tod des Buddhas. Ashoka ließ dabei auch den „Thron der Erleuchtung“ – „Vajrasana – Diamantthron“ nachbilden, genau an der Stelle, an der Buddha seine Erleuchtung fand.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Tempel mehrfach erweitert und umgebaut, wobei er im 7. Jahrhundert seine heutige Form erhielt. Der beeindruckende Hauptturm des Tempels ragt 50 Meter in die Höhe und ist mit Darstellungen von Buddha geschmückt. Umgeben ist der Tempel von einem weitläufigen Gelände auf dem täglich zehntausende Pilger aus aller Welt ihre Rituale machen.
Verfall, Wiederentdeckung und Kontroversen
Nach dem Niedergang des Buddhismus in Indien im 13. Jahrhundert verfiel der Mahabodhi-Tempel. Erst im 19. Jahrhundert wurde er von britischen Archäologen „wiederentdeckt“ und restauriert. Seit 1983 zählt der Tempel zum UNESCO-Weltkulturerbe, was seine historische und kulturelle Bedeutung unterstreicht. Bis heute gibt es Kontroversen um die Verwaltung des Tempels: Traditionell wurde er von Hindus verwaltet, obwohl er ein zentraler buddhistischer Pilgerort ist. Seit Jahrzehnten fordern buddhistische Gruppen die Kontrolle über den Tempel. Ein Gesetz aus dem Jahr 2013 regelt die Zusammensetzung des Verwaltungsrats neu, der nun aus vier buddhistischen und vier hinduistischen Mitgliedern besteht. Ein dunkler Moment in der Geschichte des Tempels war der Bombenanschlag im Jahr 2013, bei dem mehrere Menschen verletzt wurden.