Die vier edlen Wahrheiten gelten als erste und wichtigste Lehre des Buddhas. Die Erkenntnis der Wahrheit hinter den kurzen Aussagen, führt den Menschen dazu, ein ernsthafter Praktizierender zu werden. Diese „Essenz des Buddhismus“ klingt zunächst banal, aber die enorme Tiefe und Kraft der edlen vier Wahrheiten entfaltet sich im Erkenntnisprozess.

Dieser Artikel ist Teil einer kleinen Serie über die Grundlagen des Buddhismus, die Bilder sind alle von meinen Reisen. 🙂 narada@purnam.de

Die vier edlen Wahrheiten - Essenz des Buddhismus

Nachdem Siddhartha Gautama unter dem Bodhi-Baum die spirituelle Befreiung erreicht hat und zum Buddha wurde, wanderte er einige Wochen in Nordindien umher. Er erreichte dann den Rentierpark von Sarnath, unweit der heiligen Stadt Varanasi, damals Kashi. Hier traf er einige seiner früheren Asketen-Freunde, die anhand seiner Ausstrahlung bemerkten, dass aus Siddhartha Gautama nun der Buddha geworden war. Sie verneigten sich vor ihm und baten um Unterweisung. Buddha erläuterte dann die vier edlen Wahrheiten, die bis heute als Essenz des Buddhismus gelten. Sie bestehen aus der Erkenntnis des menschlichen Leidens und der Realisierung eines Weges, um dieses Leiden zu beenden.

die vier edlen Wahrheiten
Buddhas erste Lehrrede in Sarnath

Der Kern der vier edlen Wahrheiten

  1. dukkha: Bedeutet im Allgemeinen “Leiden” oder “Unwohlsein”. Es repräsentiert das tiefgreifende Unbehagen, das jeder Erfahrung innewohnt, und verweist auf die universelle Erfahrung des Leidens. Wir fühlen uns unvollkommen und getrennt, haben das Grundgefühl, das etwas nicht stimmt.
  2. samudaya: Beschreibt die Wurzel des Leidens. Es bedeutet “Ursache” oder “Entstehung” und bezieht sich auf die karmische Bedeutung des Leidens, das durch ungesundes Verhalten hervorgebracht wird. Die Samudaya erklärt, dass jedes Leiden an seinem Ursprung angegriffen werden muss, um es wirklich überwinden zu können.
  3. nirodha: Bezieht sich auf das Ende des Leidens, das durch Überwinden der Samudaya erreicht werden kann. Nirodha bedeutet “Stopp” oder “Auflösung”, und es bezieht sich auf den Zustand des Erwachens, den man am Ende des spirituellen Weges erreichen kann. Dadurch erkennt man, dass jedes Leiden schließlich ein Ende hat und es möglich ist, die universelle Erfahrung des Leidens zu überwinden.
  4. magga: Beschreibt die Befreiung vom Leiden. Es bedeutet “Pfad” oder “Weg” und bezieht sich auf den spirituellen Weg, dem man folgen muss, um von der Samudaya befreit zu werden. Dieser Pfad umfasst vier Ebenen des Verständnisses: Erkennen des Leidens, Ausüben moralischen Verhaltens, Entwickeln tieferen Einsichtsvermögens und Überwinden aller Begierden.
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Uralte Stupa in Vaishali

Was sind die vier edlen Wahrheiten des Buddhas?

Die vier edlen Wahrheiten des Buddhas sind ein grundlegender Lehrsatz des Buddhismus, der den Weg zur Erleuchtung beschreibt. Sie bilden die Basis für ein spirituelles Leben, in dem man Freiheit und Erfüllung erlangen kann.

Die vier edlen Wahrheiten können sehr unterschiedlich übersetzt und formuliert werden:
  1. Das Leiden existiert.
  2. Das Leiden hat eine Ursache.
  3. Es gibt ein Ende für das Leiden.
  4. Es gibt einen Pfad zum Ende des Leidens.
Oder in der Version der Deutschen Buddhistischen Union:
  1. Das Leben im Daseinskreislauf ist letztlich leidvoll.
  2. Ursachen des Leidens sind Gier, Hass und Verblendung.
  3. Erlöschen die Ursachen, erlischt das Leiden.
  4. Zum Erlöschen des Leidens führt der edle achtfache Pfad.

Diese vier edlen Wahrheiten können auf verschiedene Arten interpretiert werden, aber die grundlegende Idee ist, dass es möglich ist, das Leiden zu überwinden, indem man den von Buddha dargelegten achtfachen Pfad der Erleuchtung geht. Wenn Du anfängst, mehr Achtsamkeit in Deinen Alltag zu integrieren und Deine Gefühle und Gedanken bewusster wahrnimmst, wirst Du mehr Klarheit bezüglich Deiner Situation haben und somit besser in der Lage sein, angemessen auf schwierige Situationen zu reagieren.

Aber es geht um mehr als Achtsamkeit im Alltag, es geht um die Befreiung aus Samsara, dem Kreislauf der Wiedergeburten. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es hilfreich, bestimmte buddhistische Praktiken zu üben, um Dich auf Deinen Weg zur Erleuchtung vorzubereiten und die Lehren der vier edlen Wahrheiten des Buddhas anzuwenden. Konkret nennt der Buddha in der vierten Wahrheit den achtfachen Pfad: Ein ganz konkreter spiritueller Weg, um die Befreiung von Leiden zu erreichen.

Er besteht aus Acht Punkten, korrektes/rechtes/adäquates:
  1. Verstehen
  2. Neigung
  3. Reden
  4. Handel
  5. Leben
  6. Mühen
  7. Bemühen
  8. Konzentration

Dieser Pfad führt letztlich zur Einsicht der Wahrheit oder Wirklichkeit. Wenn man diesem Weg folgt, kann man Nirodha erlangen und vom Leiden befreit werden. Die vier edlen Wahrheiten des Buddhas sind einer der wichtigsten Lehren, die er vermittelt hat. Sie bilden die Grundlage für ein spirituelles Leben und helfen uns, das Leiden zu beenden und das Glück jenseits der Erfahrungen zu finden.

„Es ist durch Nichtverwirklichen, durch Nichtdurchdringen der vier edlen Wahrheiten, daß dieser lange Kurs von Geburt und Tod weiter getragen und durchlebt von mir, wie auch von Euch, wurde. Was sind diese vier?” Buddha

Sarnath
Sarnath - Das Rad der Lehre wird in Bewegung gesetzt

Was genau sind die vier edlen Wahrheiten?

Die vier edlen Wahrheiten des Buddhas sind ein Schlüssel zum Verständnis seiner Lehren. Sie erklären, warum wir leiden und was wir dagegen tun können.

Es sind, wieder in einer anderen Formulierung:
  1. Die Erkenntnis der Leidenhaftigkeit unseres Daseins.
  2. Die Erkenntnis, dass diese Leidenhaftigkeit auf fundamentalen Illusionen basiert.
  3. Die Erkenntnis, dass wir diese Illusionen überwinden können.
  4. Die Erkenntnis, wie wir diese Illusionen überwinden können.
Wir können die vier edlen Wahrheiten auch als eine ärtliche Anamnese begreifen:
  1. Diagnose der Krankheit
  2. Ursache der Krankheit analysiert
  3. Ziel der Bahandlung
  4. Heilbehandlung wir dargelegt
Lumbini, Leben des Buddha, lebensstationen
Lumbini - hier wurde der Buddha geboren

Die vier Edlen Wahrheiten in den Worten des Buddha

Als ältester Text der die vie edlen Wahrheiten enthält gilt Dhammacakkappavattana Sutta aus dem Pali Kanon, in welchem der Buddha die Grundlagen seiner Lehre erläutert.

  1. “Das, Mönche, ist die edle Wahrheit vom Leiden: Geburt ist Leiden, Altern ist Leiden, Krankheit ist Leiden, Tod ist Leiden. Zusammenkommen mit dem Unangenehmen ist Leiden, Trennung von dem Angenehmen ist Leiden, nicht zu bekommen, was man will, ist Leiden. Kurz gesagt, die Fünf Aggregate, die anhaften, sind Leiden.
  2. Das, Mönche, ist die edle Wahrheit von der Ursache des Leidens: Es ist diese Gier, die zu erneuter Existenz führt, begleitet von Freude und Lust, auf der Suche nach Freude hier und da; das ist die Gier nach sinnlichen Freuden, die Gier nach Existenz, die Gier nach Vernichtung.
  3. Das, Mönche, ist die edle Wahrheit von der Beendigung des Leidens: Es ist das vollständige Verlöschen und Erlöschen derselben Gier, die Aufgabe und das Aufgeben davon, die Freiheit davon, die Nichtabhängigkeit davon.
  4. Das, Mönche, ist die edle Wahrheit vom Weg, der zur Beendigung des Leidens führt: Es ist dieser edle achtfache Pfad; das heißt rechtes Verständnis, rechte Absicht, rechte Rede, rechtes Handeln, rechter Lebensunterhalt, rechte Anstrengung, rechte Achtsamkeit, rechte Versenkung.”
Buddhismus in Sri Lanka
Dambulla Höhlen Sri Lanka - UNESCO Weltkulturerbe

Einige Gedanken von mir zu den edlen vier Wahrheiten

1. Das Leben in der bedingten Welt ist geprägt von Leiden

Die erste edle Wahrheit besagt also, dass unser Dasein leidvoll ist. Alles in unserem Leben ist von Endlichkeit und Vergänglichkeit geprägt. Alles, was wir haben, was wir lieben und was uns Freude bereitet, wird eines Tages enden. Es gibt keine Garantie auf ewiges Glück aber ebenso gibt es keine Garantie auf ewiges Leid. Alles ist flüchtig und vergänglich.

Diese Wahrheit zeigt uns aber auch, dass hinter unserer Erfahrung von Leiden noch etwas anderes steckt: die fundamentalen Illusionen über unsere Identität, unsere Ziele und unsere Botschaften im Leben. Wir glauben fest an die Idee, dass wir einzigartige Individuen sind, die ein bestimmtes Ziel im Leben haben und Botschaften verbreiten sollten. Wir glauben fest an die Idee, dass alles in unserem Leben bedeutend und wichtig sein muss. Und wir glauben fest an die Idee, das es hier in der Welt etwas zu erreichen gibt.

Der Buddhismus sagt uns aber, dass all diese Illusionen falsch sind! Denn tatsächlich sind wir alles andere als einzigartig – es gibt Hunderte oder sogar Tausende von Menschen, die genau so denken und fühlen wie wir. Unsere Ziele sind oft banal und trivial – es geht oft um Geld oder um Anerkennung oder um Sex oder um Besitz oder um Macht oder sonstwas Egoistisches. Unsere Botschaften sind oft flach, unintelligent und nur aus unserer eigenen Perspektive, es geht oft um Banalitäten oder um Klagen über andere Menschen oder um Verherrlichung von uns selbst oder um irgendwelche Fantasien von Glück oder sonst etwas Belangloses. Und unser Dasein ist oft fehlerhaft und unvollkommen – es besteht häufig aus Angst oder Schmerz oder Traurigkeit oder Enttäuschung oder Stress oder Müdigkeit oder sonst etwas Unangenehmes.

Der Buddhismus sagt uns also: Wenn wir genauer hinschauen, sehen wir, dass unser Dasein tatsächlich leidvoll ist! Es besteht nicht nur aus einer Reihe von schönen Momenten – es besteht auch aus einer Reihe von Momenten der Angst, des Schmerzes, der Traurigkeit, der Enttäuschung usw..

2. Ursache des Leidens ist die Unwissenheit

Die zweite edle Wahrheit betont die Ursache des Leidens: Diese leidvolle Natur unseres Daseins basiert auf fundamentalen Illusionen über unsere Identität, unsere Ziele und unsere Botschaften im Leben. Ursache ist unsere Gier, Unser Hass und Unsere Ignoranz. Diese drei grundlegenden Eigenschaften führen zu Wünschen nach Dingen, die wir nicht haben sollten oder die uns schaden könnten. Wir können als Wurzel dieser drei Ursachen unsere Unwissenheit über unser Sein ausmachen. Wenn wir die Ursache unseres Leidens erkennen, können wir sie überwinden. Diese Erkenntnis ist jedoch nicht leicht zu erlangen, noch schwieriger ist es, die notwendigen Konsequenzen daraus zu ziehen. 

Die meisten von uns haben sich bereits so sehr an ihr Leiden gewöhnt, dass sie gar nicht mehr auf die Idee kommen, es könnte auch anders sein. Doch wenn wir uns bewusst machen, dass unser Leiden immer nur eine Reaktion auf bestimmte Umstände ist und dass diese Umstände in der Regel veränderbar sind, dann können wir auch ändern, wie wir reagieren. Wenn wir uns beispielsweise eingestehen, dass unser Leiden in Wirklichkeit kein Problem ist, sondern nur unsere Interpretation des Problems ist, dann können wir lernen, diese Interpretation zu überprüfen und gegebenenfalls zu verändern.

3. Erlöscht die Ursache, endet das Leiden.

Die dritte edle Wahrheit befasst sich mit dem Ende des Leidens. Wir müssen unseren Geist auf den Pfad des Dharma lenken und aufhören, negative Gefühle und Handlungen zu verfolgen. Sobald wir uns bemühen, diese ungesunden Verhaltensweisen loszulassen, können wir das Leiden überwinden. Wenn wir begreifen können, dass alles im Universum vergänglich ist und dass unsere Erfahrungen nicht mit uns verbleiben, haben wir einen riesigen Schritt hin zur Befreiung absolviert.

Wenn wir die Natur unseres Seins erkannt haben, haben wir die Befreiung von dem Kreislauf des Leidens erreicht. Die buddhistische Meditation ist eine praktische Methode, um diese Unwissenheit aufzulösen und Frieden in unser Leben zu bringen. Mit der Zeit wird man mehr Verständnis und Einsicht gewinnen und somit schrittweise das Leiden minimieren.

4. Der achtfache Pfad beendet die Ursachen.

Die vierte edle Wahrheit ist der Weg zum Ende des Leidens – der Weg des Dharma. Der Dharma lehrt uns, unseren Geist anzuleiten und richtige Entscheidungen zu treffen sowie unsere negativen Eigenschaften abzulegen und uns auf spirituelle Praktiken wie Meditation oder Achtsamkeit zu konzentrieren.

Der achtfache Pfad wird in Buddhas Rede über die vier edlen Wahrheiten als letztes genannt. Erzeigt uns den konkreten Weg zur Überwindung des leidvollen Daseins. Er liefert uns einen Leitfaden über die richtige Art und Weise, das Leben zu führen und Unwissenheit zu überwinden. Es besteht aus praktischen Richtlinien, von denen angenommen wird, dass sie eine Person dazu bringen können, ihre innere Unwissenheit zu beseitigen. Indem man diese Richtlinien befolgt und gleichzeitig seine Unwissenheit transformiert, kann man schließlich den größeren Sinn des Lebens verstehen und somit den Kreislauf des Leidens beenden.

Bodhi-Baum
Buddhas Baum in Bodhgaya, Bihar, Indien

Der Achtfache Pfad – Konkrete Handlungsanweisung

Der achtfache Pfad ist ein wesentliches Konzept im Buddhismus, das den Menschen hilft, die Unwissenheit zu überwinden und Frieden zu erreichen. Es besteht aus Richtlinien, die verstehen lassen, wie man ein moralisches und ethisch korrektes Leben führen soll.

Der achtfache Pfad beinhaltet: rechtes Glauben, rechtes Denken, rechtes Sprechen, rechtes Tun, rechtes Leben, rechtes Streben, rechte Konzentration, rechtes Sichversenken. Indem man diese Richtlinien befolgt und gleichzeitig seine Unwissenheit transformiert, kann man schließlich den größeren Sinn des Lebens verstehen und somit den Kreislauf des Leidens beenden. Die acht vom Buddha genannten Aspekte des spirituellen Weges umfassen drei Ebenen:

  • Weisheit: Anschauung & Absicht
  • Sittlichkeit: Reden, Handeln & Lebenserwerb
  • Vertiefung: Üben, Achtsamkeit, Versenken
Nalanda, Nagarjuna, Mahayana, Buddhismus
Antike Nalanda Universität in Bihar

Fazit: Wenn man die vier edlen Wahrheiten anwendet und versteht, kann man beginnen, ein spirituelles Leben zu führen. Mit Achtsamkeit und Bewusstsein können wir tiefer in den Dharma eintauchen und unser spirituelles Bewusstsein erweitern. Indem wir gelernte Prinzipien anwenden und uns selbst vervollkommnen, können wir unser spirituelles Potenzial entfalten. Wenn du mehr über den Dharma lernst und lernst ihn anzuwenden, wirst du deine spirituelles Reise beginnen!

“Aber nun, so diese verwirklicht und durchdrungen wurden, das Verlangen nach Existenz abgeschnitten ist, zerstört das, was zu neuerlichem Werden führt, da ist kein frisches Werden mehr.“ Buddha

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