Eines vorneweg: Auf unseren Reisen kann jeder und jede essen, was er oder sie mag. Wir laden euch dennoch ein, mal drei Wochen lang eine vegetarisch oder sogar vegane Ernährung auszuprobieren. Ich bin mir ziemlich sicher: Es wird euch gefallen. Eine Ausnahme gibt es allerdings: die Reise in die Mongolei.
Noch eine zweite Bemerkung vorab: Mit Gesundheit werde nicht argumentieren. Das können Profis viel besser. Hier geht es eher um einige Aspekte der hinduistischen-, buddhistischen- und Yogaphilosophie.
Sattva bedeutet Reinheit, Klarheit, Harmonie und Licht
In einer meiner Ausbildungen zur Yoga-Lehrerin forderte unser Ausbilder, wir sollten vier Wochen lang sattvig leben. Es war vor einer sogenannten Kundalini-Fortbildung. Im Kundalini wird sehr viel mit Energie gearbeitet. Der Sinn des sattvigen Lebensstils auf Zeit: Wir sollten vorbereitet sein und gute Erfahrungen mit der Energiearbeit machen.
Sattvig leben bezieht sich nicht nur auf die Ernährung, aber sie hat einen erheblichen Einfluss auf diesen wunderbaren Zustand. Sattvige Nahrungsmittel sind gesund, frisch und nahrhaft. Obst, Gemüse, Nüsse und Vollkornprodukte zählen dazu – streng genommen eine vegane Ernährung ohne Alkohol und aufputschende Getränke wie Kaffee.
Im Gegensatz dazu stehen „Rajas“ (Aktivität, Unruhe) und „Tamas“ (Trägheit, Dunkelheit). Zu den tamassigen Lebensmitteln zählt Fleisch. Vielleicht erinnert ihr euch an den Zustand in den Weihnachtsfeiertagen, wenn wir im trauten Kreis der Familie den fetten Gänsebraten verputzt haben? So fühlt sich Tamas an. 🙂
Zu den rajassigen Nahrungsmitteln zählt mein geliebter Kaffee. Könnt ihr euch vielleicht vorstellen, wie schwer es mir gefallen ist, vier Wochen lang darauf zu verzichten? Zwei Tage lang hatte ich Kopfschmerzen vom Entzug. Gelüstet hat es mich stets danach. Eine Sucht halt.
Aber bitte keine Sorge! Ihr braucht auf euren Kaffee während der Reise nicht zu verzichten. Immerhin sind wir im Urlaub und wir wollen es nicht übertreiben. Hier geht es (fast nur) um Theorie. 🙂 Und selbst in der Theorie geht es nicht um den Idealzustand, den es eh nie gibt, sondern um ein ausgewogenes Verhältnis von allem.
Immer weniger schwer gefallen ist mir der Verzicht auf Fleisch. Noch ein Jahr lang hatte ich es hin und wieder auf meinen Speiseplan. Danach mochte ich es einfach nicht mehr, lebte sogar eine Zeit lang vegan – ohne es mir vorgenommen zu haben. Darüber war ich glücklich. Auch, weil es mir als leidenschaftliche Hobbyköchin ganz andere Geschmackshorizonte eröffnete. Selbst mein fleischfressender Sohn liebt die Gerichte, die ich koche.
Vegan bin ich inzwischen nicht mehr, aber vegetarisch ernähre ich mich nun seit vielen Jahren.
Gerade die indische und srilankische Küche bieten eine Vielfalt an fleischlosen Gerichten, die in der traditionellen deutschen Küche ihresgleichen suchen. Lasst euch überraschen, was unsere lokalen Guides auswählen. Auf die konnten wir uns bisher immer verlassen.
Ahimsa – wichtigste Verhaltensregel für Yogi:nis
Nichts und niemanden verletzten, in Harmonie mit allen Lebewesen leben, ihnen kein Leid antun – das ist Ahimsa. Es ist ein zentraler Wert in der Yogaphilosophie, im Buddhismus und Hinduismus. Wenn ein Mensch Ahimsa lebt, versteht sich fast von allein, keine Tiere zu essen. Bleibt eigentlich nur die vegane/vegetarische Ernährung.
Aber ich sehe das nicht so eng. Ich denke sogar, dass alle Menschen, die Milchprodukte essen, Bio-Rindfleisch essen sollten. Denn was passiert denn sonst mit den Kälbchen, die eine Kuh gebären muss, um Milch für Käse und Butter zu liefern? Sie werden als Babys geschlachtet oder landen in der Massentierhaltung für ein kurzes, schreckliches Leben.
Ich bitte dennoch um Nachsicht, wenn ich bei der vegetarischen Ernährung bleibe. Ich mag einfach kein Fleisch mehr. Also kann der eine oder die andere mein Steak mitessen, wenn ich Käse genossen habe. 🙂
Auf Fleisch aus Massentierhaltung sollten wir allerdings gänzlich verzichten. Wenn wir es dennoch essen würden, wäre Ahimsa ein Fremdwort, nicht nur weil es Sanskrit ist.
… und jetzt noch mal zu PURNAM
Purnam ist ebenfalls ein Sanskrit-Wort und bedeutet „voll“ oder vollständig“, beschreibt also den Zustand der Vollkommenheit oder Ganzheit.
In der Yoga-Philosophie bedeutet es auch, dass alles miteinander verbunden ist. Unser Selbst, das Göttliche… oder, wenn ihr dieses Wort nicht mögt, das Universum. Einfacher ausgedrückt: Wir sind eben nicht nur Fleischklopse, die durch diese Welt kullern. Wir sind viel mehr und berühren das Universum mit allem, was wir tun.
„Om Purnam Ada Pu mam Idam“ ist ein bekanntes Mantra. Es besingt, dass das Ganze aus dem Ganzen hervorgeht und dass das Ganze immer vollständig ist. Irgendwie streben wir in unseren Bemühen nach Glück, Freude und Zufriedenheit genau das an, oder?
Aber lasst uns eine Nummer kleiner anfangen: Mit einer vegetarischen oder veganen Ernährung während drei Wochen Urlaub. Einverstanden?
P.S.: Ausnahme Mongolei
Die Mongolei ist ein Land, in dem ungefähr 200 Tage im Jahr Permafrost herrscht. Die Bevölkerung muss sich von Fleisch ernähren, ansonsten würde sie hungern. Oder die veganen/vegetarischen Lebensmittel mit einem hohen CO2-Ausstoß ins Land importieren.
Wir essen dort Fleisch, das zu 100 Prozent Bio ist. Mehr Bio geht nicht, wenn wir uns bei Nomaden oder in Camps das Essen munden lassen. Als ich dort war, habe ich zwar versucht, vegetarisch zu bleiben. Hätte auch funktioniert. Aber manchmal empfand ich es als arrogant gegenüber unseren Gastgeberinnen. Wenn ich mich so fühlte, habe ich innerlich die Hände vorm Herzeb gefaltet und gemurmelt: „Danke, liebes Tier, dass ich dich essen darf!“
Wenn du aber auch in der Mongolei Vegetarierin oder Veganer bleiben willst, das geht auch in Ordung. Du wirst auf alle Fälle satt. Versprochen.
Lust auf mehr Wissen über vegane Ernährung?
Falls ich dir Lust darauf gemacht habe, noch viel mehr über diese Ernährung zu erfahren, empfehlen wir eine sehr fundierte Ausbildung zur/zum veganen Ernährungsberaterin. Diese Ausbildung ist mehrfach prämiert.
Vegane/r Ernährungsberater/in – Die Ausbildung im Fernstudium
Wir freuen uns nur, wenn viele Menschen etwas mitmachen beim besser Werden dieser Welt.
Namasté!
Eure Tara
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