Die Verbreitung des Buddhismus in Asien ist für mich ein spannendes Themenfeld, weil es viele Regionen und Epochen der Geschichte abdeckt. Im Rahmen meiner Serie über Buddhismus geht es nun darum, wie Buddhas Lehren sich von der Gangesebene ausbreiteten. Die Bilder sind alle von meinen Reisen.
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Wie Buddhas Lehren ganz Asien eroberten
Der Buddhismus hat sich zu einer der einflussreichsten spirituellen Traditionen der Welt entwickelt. Mit Buddhas Lehren von Mitgefühl, Weisheit und innerem Frieden beeinflussen sie heute Millionen von Menschen auf allen Kontinenten. Doch wie konnte sich der Buddhismus aus seiner Wiege in Nordindien über den gesamten asiatischen Kontinent verbreiten? Die Geschichte seiner Ausbreitung ist nicht nur faszinierend, sondern zeigt auch die Kraft des kulturellen Austauschs und der menschlichen Sehnsucht nach Sinn und Erleuchtung!
Die Ursprünge des Buddhismus in Indien
Als Siddhartha Gautama unter dem Bodhibaum die Erleuchtung fand, legte er den Grundstein für den Buddhismus. Nachdem er die Welt des Luxus verlassen hatte, wurde er zum Buddha, dem „Erwachten“. Buddhas Lehren wurden zur Grundlage einer neuen spirituellen Bewegung, die sowohl radikal als auch zugänglich war.
Zu Beginn war der Buddhismus eine relativ kleine Bewegung, die neben vielen anderen hauptsächlich in Nordindien praktiziert wurde. Doch durch die Tiefe von Buddhas Lehre und die Hingabe seiner Anhänger wuchs die Gemeinschaft schnell.
Die Verbreitung des Buddhismus durch Ashoka den Großen
Die erste bedeutende Expansion des Buddhismus außerhalb seiner ursprünglichen Region fand während der Herrschaft von König Ashoka im 3. Jahrhundert v. Chr. statt. Ashoka, der nach einem blutigen Feldzug den Buddhismus annahm, widmete sein Leben fortan der Verbreitung der von Buddhas Lehren. Er ließ buddhistische Texte in Stein meißeln und schickte Missionare in entfernte Länder, darunter Sri Lanka, Afghanistan und möglicherweise bis ins Mittelmeergebiet. Seine Bemühungen legten den Grundstein für die Verbreitung des Buddhismus in ganz Asien.
Ashokas Säulen - steinernes Zeugnis der Verbreitung des Buddhismus
Die Säulen und Edikte des Kaisers Ashoka zählen zu den beeindruckendsten Zeugnissen der buddhistischen Geschichte. Nach seinem Übertritt zum Buddhismus ließ Ashoka im 3. Jahrhundert v. Chr. zahlreiche Säulen und Felsen in ganz Indien und darüber hinaus errichten, um die buddhistischen Lehren und moralischen Prinzipien zu verbreiten. Diese sogenannten Edikte, in Prakrit und Brahmi-Schrift verfasst, enthalten Botschaften zu Mitgefühl, Gewaltlosigkeit, religiöser Toleranz und ethischer Führung.
Sie wurden oft in der Nähe von Straßen, Handelsrouten oder wichtigen Stupas platziert, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Die bekannteste dieser Säulen ist die Löwensäule von Sarnath, die heute das Nationalemblem Indiens darstellt. Ashokas Edikte waren nicht nur religiöse, sondern auch politische Instrumente, um Einheit und moralische Werte im Reich zu fördern. Es gilt als die erste große Bildungsoffensive der Antike.
Theravada: Durch Ashoka nach ganz Südost-Asien
Die erste große Welle der Verbreitung des Buddhismus kam, als Ashoka Missionare entsandte (darunter seinen Sohn Mahinda und seine Tochter Sanghamitta) um den Theravada-Buddhismus nach Sri Lanka zu bringen. Dort etablierte er sich schnell als die dominierende religiöse Tradition und beeinflusste die Kultur, Architektur und Lebensweise tiefgreifend.
Von Sri Lanka aus breitete sich der Theravada-Buddhismus weiter in die Länder Südostasiens aus, darunter Myanmar, Thailand, Laos und Kambodscha. Durch Handelsrouten, königliche Patronage und die Tätigkeit buddhistischer Mönche konnte er tief in die lokalen Kulturen integriert werden. Tempel und Klöster wurden zu kulturellen und spirituellen Zentren, die Bildung, Kunst und Meditation förderten. Bis heute ist der Theravada-Buddhismus in diesen Ländern die vorherrschende Form und prägt sowohl religiöse als auch gesellschaftliche Strukturen nachhaltig.
Theravada und Mahayana: Zwei Haupttraditionen
Die beiden Hauptströmungen des Buddhismus, Theravada und Mahayana, haben sich schon sehr früh herauskristalisiert. Sie spielen eine Schlüsselrolle bei seiner Verbreitung des Buddhismus, da sie verschiedene Wege einnahmen. Während Theravada über Sri Lanka nach Myanmar, Thailand, Kambodscha und Laos vordrang und heute vorherrscht, fand Mahayana über die Seidenstraße in China, Korea und Japan seinen Platz. Beide Traditionen bewahren Buddhas Lehren, unterscheiden sich jedoch in ihrer Philosophie und Praxis.
Vajrayana Buddhismus - transhimalaya Synkretismus
Im nordwestlichen Indien, insbesondere in der Region Kaschmir, sowie in Peshawar (im heutigen Pakistan), kam es in der Spätantike zu einer Verschmelzung des Mahayana-Buddhismus mit tantrischen Traditionen. Diese neue Form des Buddhismus, die später als Vajrayana (tantrischer Buddhismus) bekannt wurde, entwickelte sich durch den Austausch von Ideen und Praktiken an den Schnittstellen von Kultur, Philosophie und Spiritualität.
Über die Handelswege und Pilgerreisen gelangte diese synkretische Strömung nach Ladakh und von dort weiter nach Tibet, Nepal und Bhutan. In Tibet wurde der tantrische Buddhismus schließlich systematisiert und fest in die kulturelle Identität integriert, was zur Entstehung der charakteristischen tibetischen buddhistischen Schulen führte. Diese Bewegung hatte weitreichende Auswirkungen auf die spirituellen und kulturellen Landschaften des Himalaya-Raumes.
Seidenstraße und andere Handelsrouten
Die Verbreitung des Buddhismus wäre ohne die großen Handelsrouten der Antike kaum möglich gewesen. Die Seidenstraße war über den Khyber-Pass im heutigen Pakistan mit Indien verbunden, von hier führte die wesentlich ältere Handelsroute „Grand Trunk Road“ über 2500 km bis ins heutige Bangladesh. Die „GT-Road“ führte Händler, Pilger und Mönche zur Seidenstraße und damit in die Welt. Sie reisten entlang dieser Wege und brachten buddhistische Lehren in neue Regionen.
Buddhismus in China, Korea und Japan
China wurde ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. zu einem der wichtigsten Zentren des Buddhismus. Zunächst traf der Buddhismus auf Widerstand, doch mit der Zeit wurde er in die chinesische Kultur integriert. Philosophische Schulen wie Chan (später Zen) entstanden, die den Buddhismus mit taoistischen und konfuzianischen Ideen verbanden. Klöster wurden Zentren für Bildung und Kunst, und buddhistische Texte wurden in großem Umfang ins Chinesische übersetzt, was ihre Verbreitung weiter förderte.
Der Buddhismus erreichte Korea und Japan im 4. bzw. 6. Jahrhundert n. Chr. und wurde rasch zu einem zentralen Bestandteil der religiösen Landschaft. In Korea entwickelte sich der Buddhismus zu einer nationalen Religion, während in Japan Schulen wie der Zen-Buddhismus und der Reine-Land-Buddhismus entstanden, die auch heute noch großen Einfluss haben.
Verschwinden des Buddhismus in Indien
Nachdem der Buddhismus insbesondere Nordindien über 1000 Jahre neben dem Hinduismus koexistierte, verschwand er langsam aus Indien. Heute sind nur noch etwa 1 % der Inder Buddhisten. Im heutigen Bihar gab es in Nalanda ab dem 4. Jahrhundert die größte antike Universität mit über 10.000 Stundenten und 1.000 Professoren. Das macht deutlich, wie sehr der Buddhismus damals von den Herrschenden gefördert wurde.
Zwischen dem 8. und 12. Jahrhundert n. Chr. schwand er aufgrund mehrerer Faktoren:
- Wirtschaftliche Gründe ließen die Macht der buddhistischen Herrscher schwinden, vor allem da sich Handelswege änderten.
- Muslimische Invasionen bzw. Migrationen führten zur Zerstörung buddhistischer Stätten und wichtiger Institutionen wie der Universität Nalanda (1197).
- Wiedererstarken des Hinduismus nach dem Niedergang des Maurya-und Gupta- Reiches verstärkte die religiöse Konkurrenz.