Eine lustige Begegnung an der Boudhanath Stupa, die ich an meinem ersten Abend meiner allerersten PURNAM-Reise hatte, ist mir in Erinnerung geblieben. Ein Erlebnis, das ich gerne, neben den wichtigsten Fakten zu der Stupa, mit euch teile.
Jetzt, da ich (Heidi) in meine neu beginnende Zukunft als Reiseleiterin blicke und mich viel mit den einzelnen Reisen beschäftige, werden so manche Erinnerungen wieder hellwach. 🙂
Angekommen in Kathmandu
Unfassbar- nach langem Sehnen war ich nun tatsächlich in Nepal angekommen-ein paar Tage vor Beginn meiner gebuchten Tour mit PURNAM. Obwohl alleine unterwegs, fühlte ich mich schon bei der Ankunft in dem kleinen Flughafengebäude Kathmandus aus gebrannten, roten Backsteinen, rundum sicher und willkommen.
Entdeckerlust - Ankunft im tibetischen Viertel
Die ersten Stunden nach der langen Anreise verschlief ich – Jetlag! Jedoch gleich nach meinem ersten leckeren Dal Bhat (Nepalesisches Nationalgericht) am frühen Abend, packte mich die Entdeckerlust.
Freudig aufgeregt bahnte ich mir den Weg, durch die bunten, engen, mit kleinen Läden und Ständen gesäumten Gassen. Viele Menschen waren unterwegs. Vorbei an vielen geschäftigen Händlern, fand ich schnell zur Boudanath Stupa, die nicht weit von meiner Unterkunft lag.
Die Sonne war gerade untergegangen, es begann zu dämmern. Auf dem Platz herrschte Hochbetrieb.
Ehrfürchtig blickte ich auf das 36 Meter hohe, weiss-goldene Wahrzeichen der Stadt. Meterlange, an der Stupa gespannte, Gebetsfahnen flatterten im Wind, ein Taubenschwarm zog Kreise über dem Platz. Aus verschiedenen Ecken wehte der betörende Duft von Räucherstäbchen herüber. Auf dem Platz herrschte fröhliche Betriebsamkeit. Die Stimmung war trotz der Lebendigkeit unglaublich friedlich.
Hunderte betende Menschen, darunter viele Mönche in weinroten Gewändern, umkreisten die Stupa im Uhrzeigersinn. Manche ganz langsam und voller Andacht, andere im super eiligen Stechschritt. Einige rezitierten Mantras und drehten die Gebetsmühlen. Wieder andere umrundeten sich niederwerfend das heilige Monument.
Was für eine Atmosphäre!
Es war so schön, es war ergreifend, mir kamen ein paar Tränen. Ich setzte mich auf eine Bank und liess sämtliche Eindrücke auf mich wirken. Es fühlte sich unwirklich an, hier zu sein, an diesem magischen Ort.
Die bunten, beleuchteten Häuserfassaden hinter mir, mit all den reich gefüllten Läden und Cafés nahm ich an diesem ersten Abend gar nicht so sehr wahr. Meine Aufmerksamkeit war mehr bei den Menschen, die sich unmittelbar um mich herum befanden. Ich sass eine Weile ganz still und beobachtete sie. Mein Blick blieb an einem der Mönche hängen. Er hatte gerade seine Umrundungen der Boudhanath Stupa beendet und den Strom der Betenden verlassen. Er schien hier bekannt und angesehen zu sein.Vorbei ziehende grüssten ihn, er blieb stehen, sprach mit einer Frau, die sich respektvoll bedankte.
Eine überraschende Begegnung
Plötzlich wandte sich der Mönch in meine Richtung und nahm neben mir auf der Bank Platz. Überrascht schaute ich in sein rundes, freundliches Gesicht. Obwohl er vermutlich ein wenig älter als ich war hatte er den offenen und ehrlichen Blick eines unbefangenen Kindes. Ich konnte nicht anders, als ihn anzulächeln.
In seiner Hand hielt er eine große Plastiktüte. Aus dieser zog er nun zwei Rollen Kekse und streckte sie mir einladend entgegen. Ich wollte bescheiden wirken und dankte zurückhaltend. Da lachte er und wurde energischer: “ Take it!Take it!“
Scheinbar belustigt hielt er mir zur Erklärung die prall mit Keksen und anderen Süssigkeiten gefüllte Tüte offen hin: „People every day giving me sweets, cannot eat sweets every day, is not good for my teeth.“
Offenbar handelte es sich um eine Tüte voller Spenden, die er als Mönch heute erhalten hatte. Wie zur Bestätigung meiner Annahme begann er nun einzelne Geldscheine aus der Tüte zu angeln.
Ich versuchte eine Unterhaltung mit ihm zu beginnen, doch so richtig klappte es nicht mit einer Konversation auf Englisch.Die meisten meiner Fragen, verstand er leider nicht.
Immerhin kannte ich jetzt seinen Namen: „Tenzin“. Wie der Dalai Lama?“, vergewisserte ich mich, was er lachend mit einem Anflug von Stolz bejahte.
Tenzin lebte in Kathmandu. Seine Brüder auch. Ob er damit Glaubensbrüder oder leibliche Geschwister meinte, konnte ich nicht herausfinden, trotz meiner angestrengten Versuche ihm die Frage mit Händen und Füssen näher zu bringen. Wir mussten beide loslachen. Da streckte meine neue Bekanntschaft mit einem schelmischen Lächeln die Hand mit den Geldscheinen in die Höhe und rief aus:„We can have good food now.“
Let`s have good food!
Fasziniert von Fröhlichkeit und Offenherzigkeit des Mannes, stimmte ich zu, ihm beim Essen Gesellschaft zu leisten und machte deutlich, dass ich selbst nur etwas trinken wolle, vielleicht einen Tee.
„You pay“ entschied Tenzin zwinkernd und drückte mir die Geldscheine sehr bestimmt in die Hand.
Etwas irritiert schlussfolgerte ich, dass es sich für einen zölibatär lebenden Mönch sicher nicht gehörte eine Frau zum Tee einzuladen. Eine Mahlzeit anzunehmen, die ihm eine Wohltäterin bezahlen würde, wäre ihm jedoch vermutlich gestattet.
Irgendwie gefiel mir Verwegenheit dieses Plans.
Ich nahm also das Geld und ließ mich neugierig und vertrauensvoll von Tenzin durch ein paar Gassen führen. An einem Rolltor machte er Halt, klopfte an und kurz darauf öffnete ein Mann von innen das Tor.
Er ließ uns ein in einen fensterlosen, garagenartigen Raum. Lange, bunte Stoffvorhänge teilte ihn in verschiedene Bereiche. Offenbar wurde der Raum als Restaurant genutzt. Es gab einen großen Tisch. Gleichzeitig beherbergte er auch ein breites Bett und eine hinter einem Vorhang versteckte Toilette, sowie eine Kochstätte.
Eine Frau, die gerade auf dem Bett geruht hatte, zog rasch den Toilettenvorhang vollständig zu. Mir tat es leid, dass wir nun ihren wohl verdienten Feierabend unterbrachen. Gleichzeitig war ich voller Glück, jenseits der Touristenadressen einen so authentischen Einblick zu bekommen, wie die Menschen hier lebten.
Wir nahmen Platz. Die Eheleute schienen auch meinen Besuch nicht alltäglich zu finden.Sie interssierten sich sehr für mich. Erneut gab es eine größere Sprachbarriere. dennoch fand ein lustiger Austausch mit viel Zeichensprache statt. Es gelang mir, zu vermitteln, woher ich kam und welche Orte in Nepal ich in den kommenden Wochen mit einer Gruppe besuchen würde.
Als die Gastgeber hörten, dass ich aus Deutschland komme, deuteten sie begeistert auf ein Poster an der Wand. Das Motiv: Ein Kuhabtrieb in den bayrischen Alpen. Die mit Blumen und blauweissen Bändern geschmückten Kühe und die Hirten in „Lederhosn“ waren unverkennbar. Wie das Bild dort hingekommen ist, habe ich nie erfahren.
Die Frau schenkte uns lecker gewürzten Milchtee ein. Anschließend reichte sie uns je eine Schale wohlschmeckende Gemüsesuppe. Obwohl ich gar nicht vorgehabt hatte, auch etwas zu essen nahm ich sie nun dankend entgegen.
Ein süsser Abschied
Nachdem ich sittsam mit den Scheinen meines Begleiters bezahlt hatte, bat ich ihn, mich zurück in die Nähe meiner Unterkunft bringen. Alleine hätte ich den Weg durch die kleinen Gassen nur schwerlich gefunden. Tenzin bestand darauf, mir die komplette Tüte voller Süssigkeiten mit auf den Weg zu geben. Der Inhalt reichte aus, mir die vollständigen kommenden drei Wochen meiner Reise zu versüssen.
Auch wenn ich mir nicht sicher war, ob es zwischen Mönch und Frau erlaubt war, umarmten wir uns zum Abschied – als zwei Menschen, die eine besondere Begegnung hatten.
Mit einem letzten fröhlichen Lachen verschwand Tenzin in einer dunklen Gasse.
Wissenswertes über die Boudhanath Stupa
Die Boudhanath Stupa ist eines der bedeutendsten religiösen und kulturellen Wahrzeichen Nepals. Sie ist nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sondern auch ein wichtiger Pilgerort für Buddhisten aus der ganzen Welt. Sie befindet sich im Stadtteil Boudha in Kathmandu und ist ein UNESCO-Weltkulturerbe. Die Stupa zieht jährlich Tausende von Besuchern und Pilgern an, die auf der Suche nach Spiritualität, Frieden und innerer Erleuchtung sind.
Geschichte und Bedeutung der Stupa
Die Ursprünge der Boudhanath Stupa reichen bis ins 5. Jahrhundert zurück. Mit einer Größe von 36m gehört sie zu einer der größten Stupas in der Welt. Sie wird als ein Symbol des Buddhismus in Nepal betrachtet und ist ein zentraler Ort für die tibetisch-buddhistische Gemeinschaft, insbesondere seit der Flucht des Dalai Lama 1959.
Das Heiligtum bildet das Zentrum des Boudha-Viertels. Es ist umgeben von einer Vielzahl von Klöstern, Geschäften und Cafés ist. Dieses Setting fördert eine lebendige spirituelle Atmosphäre, in der Besucher tief in die buddhistische Kultur eintauchen können. Besonders während des Festivals des Buddha-Jubiläums, dem „Buddha Jayanti“, ist die Boudhanat Stupa ein lebendiger Ort, an dem Gläubige und Tourist:innen zusammenkommen, um zu feiern und zu meditieren.
Architektur, Symbolik und Wiederaufbau
Architektonisch ist das Wahrzeichen ein beeindruckendes Bauwerk. Es besteht aus einer massiven, kreisförmigen Plattform, die von einer quadratischen Basis getragen wird. Das Monument wird von einer goldenen Spitze gekrönt, welche die Erleuchtung symbolisiert. Es ist möglich auch höhere Ebenen des Bauwerks zu begehen.
Die Augen des Buddha, die auf jeder Seite der Stupa abgebildet sind, blicken in die vier Himmelsrichtungen und symbolisieren das Bewusstsein und die Wachsamkeit des Buddha. Sie erinnern die Gläubigen daran, dass der Buddha alle fühlenden Wesen in allen Reichen wahrnimmt.
Bei dem großen Erdbeben am 25. April im Jahr 2015 wurde die Stupa schwer beschädigt. Sie wurde in aufwendiger Arbeit restauriert. Einmal in jedem Jahr wird sie frisch geweisst.
Spirituelle Praxis rund um die Boudhanath Stupa
Besonders bedeutungsvoll ist das Wahrzeichen als ein Ort für die Praxis der Kora, der rituellen Umrundung der Stupa. Durch die Umrundung im Uhrzeigersinn, oft begleitet von Mantra -Rezitationen und dem Drehen von Gebetsmühlen, streben Gläubige danach, positives Karma zu sammeln und negative Einflüsse zu reinigen. Die Kora ist eine meditative Praxis, die den Geist beruhigt. Sie wird als heilsam angesehen und soll die Verbindung zur spirituellen Welt stärken.
Bei unserer Nepal-Pilgerreise werden wir zu Beginn und am Ende der Tour in Fußentfernung zu der bedeutsamen Stupa in einem Guest House untergebracht sein. Die rituelle Umrundung werden wir gemeinsam praktizieren.
Falls du den Platz alleine für deine Praxis aufsuchen möchtest, ist unsere Unterkunft ein optimaler Ausgangspunkt.
Ich würde mich riesig freuen, wenn du mir mit deiner Teilnahme die Reise versüßen würdest!
😉
Herzensgrüße
eure Heidi