Der Theravada Buddhismus bzw. Hinayana orientiert sich möglichst direkt an den Lehren des Buddhas, wohingegen der Mahayana Buddhismus sich weiterentwickelt hat. Bei dieser Artikelserie möchte ich eine kleine Einführung in den Buddhismus geben, da wir viele Reisen in dem Kontext anbieten: Wir pilgern zu Buddhas Lebensstationen, in die Region „klein Tibet“ und nach Sri Lanka.

Die Bilder sind alle von unseren Reisen, melde Dich gerne, wenn Du Fragen dazu hast! narada@purnam.de

Tempel Sri Lanka, Theravada, Hinayana
Buddhistische Höhlenempel in Sri Lanka

Theravada Buddhismus - eine Einführung

Der Theravada-Buddhismus, im Pali (altindische Sprache) „Weg der Ältesten“, ist die älteste noch existierende buddhistische Tradition. Mit Wurzeln, die bis ins 3. Jahrhundert v. Chr. zurückreichen, bewahrt dieser Weg die ursprünglichen Lehren des Buddhas in ihrer reinsten und klarsten Form. Diese Richtung des Buddhismus ist vor allem in Südostasien verbreitet und beeinflusst Millionen von Praktizierenden durch ihren klaren Fokus auf individuelle Befreiung, Meditation und ethisches Verhalten. Die Bezeichnung „Hinayana“ bedeutet „Kleines Fahrzeug“ und ist keine Selbstbezeichnung, sondern ein abwertendes Etikett aus der Mahayana-Tradition, was „großes Fahrzeug“ bedeutet.

Theravada Buddhismus in Sri Lanka
Theravada Buddhismus in Sri Lanka

Die Ursprünge des Theravada-Buddhismus

Der Theravada Buddhismus geht direkt auf die Lehren des historischen Buddha, Siddhartha Gautama, zurück. Nach dem Tod des Buddha im 5. Jahrhundert v. Chr. wurden seine Lehren zunächst nur mündlich weitergegeben und etwa 250 Jahre später auf dem Dritten Buddhistischen Konzil unter der Schirmherrschaft von König Ashoka schriftlich fixiert. Diese Lehren bilden den Pali-Kanon oder Tipitaka.

Bei den frühen Konzilen gab es bereits eine Spaltung der Sangha aufgrund philosophischer Unterschiede. Im Gegensatz zu späteren buddhistischen Schulen wie Mahayana legt Theravada großen Wert darauf, die ursprünglichen Lehren und Praktiken des Buddha so authentisch wie möglich zu bewahren. Von Indien aus verbreitete sich das „kleine Fahrzeug“ zunächst nach Sri Lanka und dann weiter in Länder wie Thailand, Myanmar (Burma), Laos und Kambodscha, wo es bis heute die vorherrschende Tradition bleibt.

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Bodhibaum, Bodhgaya, Bo-Tree, Maha Bodhi Tree

Die Philosophie und Lehren des Theravada-Buddhismus

Die Lehren basieren ausschließlich auf Buddhas Lehren, als Grundlage gelten die „Vier Edlen Wahrheiten“, die der Buddha als Kern seiner Erleuchtung verkündete:

  1. Dukkha (Leiden): Alles Leben ist mit Leiden verbunden.
  2. Samudaya (Ursache des Leidens): Die Ursache des Leidens ist Gier, Hass und Unwissenheit.
  3. Nirodha (Beendigung des Leidens): Es ist möglich, das Leiden zu überwinden, indem man die Ursachen beseitigt.
  4. Magga (Weg zur Beendigung): Der Weg zur Befreiung ist der Edle Achtfache Pfad.

Der Edle Achtfache Pfad, bestehend aus rechter Sichtweise, rechtem Denken, rechter Rede, rechtem Handeln, rechtem Lebenserwerb, rechter Anstrengung, rechter Achtsamkeit und rechter Konzentration, dient als praktischer Leitfaden, um Erleuchtung zu erlangen.

Der Weg verfolgt das Ziel, den Zustand des Arhat zu erreichen – ein Individuum, das durch eigene Anstrengung Erleuchtung erlangt hat und dem Kreislauf von Geburt und Wiedergeburt (Samsara) entkommen ist.

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Palme mit acht Ästen in Nalanda, Symbol für den achtfachen Pfad

Meditation und Praxis im Theravada-Buddhismus

Die Praxis ist stark auf Meditation und Achtsamkeit ausgerichtet. Zwei zentrale Meditationsformen sind:

  • Vipassana (Einsichtsmeditation): Diese Technik schult die Achtsamkeit und das Verständnis der Vergänglichkeit (Anicca), des Nicht-Selbst (Anatta) und des Leidens (Dukkha). Ziel ist es, tiefere Einsicht in die wahre Natur der Realität zu gewinnen.
  • Samatha (Konzentrationsmeditation): Sie dient der Beruhigung des Geistes und der Entwicklung eines fokussierten Geisteszustands, der als Grundlage für Vipassana genutzt wird.

Neben Meditation wird auch die Praxis von Sila (ethischem Verhalten) betont. Dies umfasst das Einhalten der Fünf sittlichen Regeln (Pancasila), die sich auf Verhaltensweisen wie Nicht-Töten, Nicht-Stehlen und Wahrhaftigkeit beziehen. Diese ethischen Prinzipien unterstützen Praktizierende dabei, ein moralisch reines Leben zu führen.

Theravada Buddhismus
Grundregeln Pancha Sila, in Lumbini, Nepal

Theravada-Buddhismus in der Kultur Südostasiens

In Ländern wie Thailand, Sri Lanka, Myanmar und Laos ist der Theravada-Buddhismus tief in der Kultur verwurzelt. Klöster fungieren nicht nur als spirituelle Zentren, sondern auch als Orte der Bildung und Gemeinschaft. Mönche spielen eine zentrale Rolle im Leben der Gesellschaft und werden oft für Ratschläge und Rituale aufgesucht.

Feste wie Vesak, das die Geburt, Erleuchtung und das Parinirvana des Buddha feiert, sind von zentraler Bedeutung. Rituale wie das Spenden von Almosen an Mönche (Dana) und das Bauen von Stupas (Reliquienschreinen) sind alltägliche Ausdrucksformen der buddhistischen Praxis.

Stupa, Sri Lanka
Jetavanaharama - riesige antike Stupa von Anuradhapura

Unterschied zum Mahayana

Der „Weg der Ältesten“ bezeichnet, zeichnet sich durch seine Treue zu den ursprünglichen Lehren des Buddha aus. Diese konservative Ausrichtung spiegelt sich in der strengen Befolgung des Pali-Kanons wider, der als älteste und authentischste Überlieferung der buddhistischen Lehren gilt. Im Gegensatz zum Mahayana-Buddhismus, der eine breitere Interpretation und Erweiterung der Lehren entwickelte, konzentriert sich Theravada auf den individuellen Weg zur Erleuchtung. Praktizierende streben danach, durch eigene Anstrengung und Meditation den Zustand eines Arhat zu erreichen – eines vollständig Erleuchteten, der den Kreislauf von Geburt und Wiedergeburt durchbrochen hat. Diese Betonung der Selbsterlösung steht im Kontrast zum Bodhisattva-Ideal des Mahayana, bei dem das Streben nach Erleuchtung zum Wohle aller Wesen im Vordergrund steht.

Kathmandu, Mahayana Buddhismus
Buddhistische Mönche aus verschiedenen Traditionen in Kathmandu

Theravada-Buddhismus im modernen Kontext

In der modernen Welt hat der Theravada-Buddhismus durch globale Bewegungen wie die Vipassana-Meditation neue Popularität erlangt. Theravada-Klöster und Zentren weltweit ziehen Praktizierende an, die auf der Suche nach Achtsamkeit, innerem Frieden und spiritueller Erkenntnis sind.

Darüber hinaus inspiriert die Betonung auf Einfachheit und Ethik Menschen, bewusster zu leben und mitfühlender zu handeln – Werte, die in einer komplexen Welt zeitlos bleiben.

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Deliwala Kota Vihara - 2300 Jahre alte Stupa aus der Anfangszeit des Buddhismus in Sri Lanka
Fazit.

Der Theravada-Buddhismus bewahrt die ursprünglichen Lehren des Buddha und bietet einen klaren, strukturierten Weg zur Erleuchtung. Mit seinem Fokus auf individuelle Praxis, Meditation und ethisches Leben dient er als Leitfaden für Millionen von Menschen weltweit. Seine Schlichtheit, Tiefe und Authentizität machen ihn zu einem klaren und kraftvollen spirituellen Weg, der sowohl in seiner ursprünglichen Form als auch in der modernen Interpretation Relevanz besitzt. Wenn Du tiefer eintauchen möchtest, komme gerne mit uns auf eine Reise!

Categories: Allgemeines

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