Der Theravada Buddhismus bzw. Hinayana orientiert sich möglichst direkt an den Lehren des Buddhas, wohingegen der Mahayana-Weg um weitere Lehren bereichert wurde und sich damit auch etwas vom ursprünglichen Weg entfernt hat. Bei dieser Artikelserie möchte ich eine kleine Einführung in Buddhismus Grundlagen geben, da wir viele Reisen in dem Kontext anbieten.
Die Bilder sind alle von unseren Reisen, melde Dich gerne, wenn Du Fragen dazu hast! narada@purnam.de

Theravada Buddhismus - eine Einführung
Der Theravada-Buddhismus, im Pali (altindische Sprache) „Weg der Ältesten“, ist die älteste noch existierende buddhistische Tradition. Mit Wurzeln, die bis ins 3. Jahrhundert v. Chr. zurückreichen, bewahrt dieser Weg die ursprünglichen Lehren des Buddhas in ihrer reinsten und klarsten Form. Diese Richtung des Buddhismus ist vor allem in Südostasien verbreitet und beeinflusst Millionen von Praktizierenden durch ihren klaren Fokus auf individuelle Befreiung, Meditation und ethisches Verhalten.
Die Bezeichnung „Hinayana“ bedeutet nicht wie meist gesagt wird „Kleines Fahrzeug“, sie ist keine Selbstbezeichnung, sondern ein abwertendes Etikett aus der Mahayana-Tradition, was „großes Fahrzeug“ bedeutet. Die Bedeutung von Hinayana ist eher „minderwertiges“ oder „schlechtes“ Fahrzeug.
„Beim Gebrauch der Ausdrücke Hïnayåna („Geringes Fahrzeug“) und Mahåyåna („Großes Fahrzeug“) ist Vorsicht geboten. Sie bedeuten nicht, daß das Hïnayåna minderwertig wäre. Der Unterschied wird im Hinblick auf die Motivation getroffen: In Abhängigkeit von Umfang und Stärke der Motivation gibt es größere und geringere Schulungswege und in Abhängigkeit davon größere und geringere Resultate.“ Dalai Lama
Die Ursprünge des Theravada-Buddhismus
Diese Tradition der Weisheitslehre geht direkt auf die Lehren des historischen Buddhas, Siddhartha Gautama, zurück. Nach dem Tod des Buddhas im 5. Jahrhundert v. Chr. wurden seine Lehren zunächst nur mündlich weitergegeben. Etwa drei Monate nach dem Parinirvana des Buddhas gab es das erste Konzil seiner Schülerschaft, wo es bereits Tendenzen einer Spaltung gab. Etwa 250 Jahre später auf dem Dritten buddhistischen Konzil unter der Schirmherrschaft von König Ashoka schriftlich fixiert. Diese Lehren bilden die Texte des Pali-Kanon oder Tipitaka.
Bei den frühen Konzilen gab es bereits eine Spaltung der Sangha aufgrund philosophischer Unterschiede. Diese haben sich im Laufe der ersten drei Konzile herauskristallisiert und führten teils zur Aussperrung mancher Denkrichtungen. Im Gegensatz zu späteren buddhistischen Schulen wie Mahayana legt der Theravada großen Wert darauf, die ursprünglichen Lehren und Praktiken des Buddhas so authentisch wie möglich zu bewahren. Von Indien aus verbreitete sich das „kleine Fahrzeug“ zunächst nach Sri Lanka und dann weiter nach Thailand, Myanmar (Burma), Laos und Kambodscha, wo es bis heute die vorherrschende Tradition bleibt.
„Das ist sehr wichtig: Versuche in deiner Praxis nicht, irgendwo hinzukommen. Gerade das Verlangen, frei oder erleuchtet zu werden, verhindert deine Freiheit. Du kannst dich so viel bemühen, wie du willst, und Tag und Nacht leidenschaftlich üben – doch solange es im Geist noch Verlangen ist, etwas erreichen zu wollen, wirst du keinen Frieden finden.
Die Energie des Verlangens wird die Ursache des Zweifels und der Unruhe sein. Es ist dann wohl gleichgültig, wie lange und intensiv du auch deine Übung praktizierst – denn die Weisheit wird niemals aus einem Verlangen entstehen. Laß also einfach los! Beobachte achtsam deinen Geist und Körper; aber versuche nicht, etwas erreichen zu wollen – nicht einmal die Erleuchtung!“ Ajahn Chah
Die Philosophie und Lehren des Theravada-Buddhismus
Die Lehren basieren ausschließlich auf Buddhas Lehren, als Grundlage gelten die „Vier Edlen Wahrheiten“, die der Buddha als Kern seiner Erleuchtung verkündete:
- Dukkha (Leiden): Alles Leben ist mit Leiden verbunden.
- Samudaya (Ursache des Leidens): Die Ursache des Leidens ist Gier, Hass und Unwissenheit.
- Nirodha (Beendigung des Leidens): Es ist möglich, das Leiden zu überwinden, indem man die Ursachen beseitigt.
- Magga (Weg zur Beendigung): Der Weg zur Befreiung ist der Edle Achtfache Pfad.
Der Edle Achtfache Pfad, bestehend aus rechter Sichtweise, rechtem Denken, rechter Rede, rechtem Handeln, rechtem Lebenserwerb, rechter Anstrengung, rechter Achtsamkeit und rechter Konzentration, dient als praktischer Leitfaden, um Erleuchtung zu erlangen.
Der Weg zielt darauf ab, den Zustand eines Arhat zu erreichen – eines Menschen, der durch eigene Einsicht und Übung die Erleuchtung erlangt hat. Ein Arhat hat die Täuschungen des Geistes überwunden und ist dadurch frei vom Kreislauf von Geburt und Wiedergeburt (Samsara). Dieser Zustand steht sinnbildlich für die endgültige Befreiung vom Leiden und die Verwirklichung der inneren Freiheit. Jeder Mensch ist letztlich selbst verantwortlich, die Erleuchtung zu erlangen.
Attā hi attanō nāthō
kō hi nāthō parō siyā
attanā hi sudanténa
nātham labhati dullabhamJeder ist seine eigene Zuflucht
Wie kann jemand anders Zuflucht sein?
Man erreicht Befreiung durch Reinigung des eigenen Geistes
Es ist nicht einfach, zur Befreiung zu gelangenDhammapada 160
Meditation und Praxis im Theravada-Buddhismus
Die Praxis ist stark auf Meditation und Achtsamkeit ausgerichtet. Zwei zentrale Meditationsformen sind:
- Vipassana (Einsichtsmeditation): Diese Technik schult die Achtsamkeit und das Verständnis der Vergänglichkeit (Anicca), des Nicht-Selbst (Anatta) und des Leidens (Dukkha). Ziel ist es, tiefere Einsicht in die wahre Natur der Realität zu gewinnen.
- Samatha (Konzentrationsmeditation): Sie dient der Beruhigung des Geistes und der Entwicklung eines fokussierten Geisteszustands, der als Grundlage für Vipassana genutzt wird.
Neben Meditation wird auch die Praxis von Sila (ethischem Verhalten) betont. Dies umfasst das Einhalten der Fünf sittlichen Regeln (Pancasila), die sich auf Verhaltensweisen wie Nicht-Töten, Nicht-Stehlen und Wahrhaftigkeit beziehen. Diese ethischen Prinzipien unterstützen Praktizierende dabei, ein moralisch reines Leben zu führen.
„Meditation kann ein Zufluchtsort sein, aber es ist keine Praxis, bei der das wirkliche Leben jemals ausgeschlossen wird. Die Stärke der Achtsamkeit liegt darin, dass sie uns ermöglicht, schwierige Gedanken und Gefühle auf eine andere Art und Weise zu betrachten – mit Bewusstsein, Ausgeglichenheit und Liebe.“ Sharon Salzberg
Theravada-Buddhismus in der Kultur Südostasiens
In Ländern wie Thailand, Sri Lanka, Myanmar und Laos ist diese Form des Buddhismus tief in der Kultur verwurzelt. Klöster fungieren nicht nur als spirituelle Zentren, sondern auch als Orte der Bildung und Gemeinschaft. Mönche spielen eine zentrale Rolle im Leben der Gesellschaft und werden oft für Ratschläge und Rituale aufgesucht.
Feste wie Vesak, das die Geburt, Erleuchtung und das Parinirvana des Buddhas feiert, sind von zentraler Bedeutung. Rituale wie das Spenden von Almosen an Mönche (Dana) und das Bauen von Stupas (Reliquienschreinen) sind alltägliche Ausdrucksformen der buddhistischen Praxis.
Unterschied zum Mahayana
Der „Weg der Ältesten“ bezeichnet, zeichnet sich durch seine Treue zu den ursprünglichen Lehren des Buddhas aus. Diese konservative Ausrichtung spiegelt sich in der strengen Befolgung des Pali-Kanons wider, der als älteste und authentischste Überlieferung der buddhistischen Lehren gilt.
Im Gegensatz zum Mahayana Buddhismus, der eine breitere Interpretation und Erweiterung der Lehren entwickelte, konzentriert sich Theravada auf den individuellen Weg zur Erleuchtung. Praktizierende streben danach, durch eigene Anstrengung und Meditation den Zustand eines Arhat zu erreichen – eines vollständig Erleuchteten, der den Kreislauf von Geburt und Wiedergeburt durchbrochen hat. Diese Betonung der Selbsterlösung steht im Kontrast zum Bodhisattva-Ideal des Mahayana, bei dem das Streben nach Erleuchtung zum Wohle aller Wesen im Vordergrund steht.
Aus dem Mahayana Weg hat sich dann vor etwa 1000 Jahren aus Kashmir heraus der Transhimalaya Buddhismus entwickelt, den man heute auch als tibetischer- oder Vajrayana-Buddhismus kennt.
Theravada-Buddhismus im modernen Kontext
In der modernen Welt hat der Theravada durch globale Bewegungen wie die Vipassanā-Meditation eine bemerkenswerte neue Popularität erlangt. Überall auf der Welt entstehen Klöster, Retreat-Zentren und Meditationshäuser, die Menschen anziehen, die auf der Suche nach Achtsamkeit, innerem Frieden und spiritueller Orientierung sind.
Seine klare Ausrichtung auf Meditation, ethisches Handeln und die direkte Erfahrung des Geistes macht ihn für viele zu einem zeitlosen Weg jenseits von Dogmen. Besonders die Betonung von Einfachheit, Achtsamkeit und Mitgefühl inspiriert heute Menschen unterschiedlichster Kulturen, bewusster zu leben, nachhaltiger mit der Welt umzugehen und in Beziehungen menschlicher und achtsamer zu handeln.
Damit wird sichtbar: Die Lehren des Buddha, die vor über 2.500 Jahren in Nordindien formuliert wurden, haben nichts von ihrer Aktualität verloren – im Gegenteil, sie scheinen heute relevanter denn je!
Fazit.
Der Theravada-Buddhismus bewahrt die ursprünglichen Lehren des Buddha und bietet einen klaren, strukturierten Weg zur Erleuchtung. Mit seinem Fokus auf individuelle Praxis, Meditation und ethisches Leben dient er als Leitfaden für Millionen von Menschen weltweit. Seine Schlichtheit, Tiefe und Authentizität machen ihn zu einem klaren und kraftvollen spirituellen Weg, der sowohl in seiner ursprünglichen Form als auch in der modernen Interpretation Relevanz besitzt. Wenn Du tiefer eintauchen möchtest, komme gerne mit uns auf eine Reise!