Der Bodhi-Baum in Bodhgaya ist quasi der Enkel des ursprünglichen Baumes, unter dem der Buddha erwachte. Rund um den Baum, an dem der Buddha saß, hat sich eine große Tempelanlage gebildet, die heute von Menschen aus der ganzen Welt besucht wird. Insbesondere Mönche, Nonnen und Laien aus buddhistisch geprägten asiatischen Ländern kommen zu tausenden jeden Tag an den heiligen Baum.
Für mich ist es der kraftvollste und segensreichste Ort, den ich in den vielen Jahren Pilgerreisen erleben durfte. Zu einer Pilgerreise gehört immer auch etwas Entbehrung und Anstrengung – so auch am Baum des Buddhas, denn der Ort Bodhgaya liegt im ärmsten Bundesstaat Indiens: Bihar.
Im November 2023 war ich mit einer Gruppe unterwegs zu einigen der wichtigsten Pilgerorte Nordindiens, neben Bodhgaya waren wir in Varanasi, Haridwar und Rishikesh. Zwischen Rishikesh und Bodhgaya liegen etwa 1400 km. Im kurzen Reisebericht wird deutlich, dass eine solche Pilgerreise viel Segen, aber eben auch Strapazen mit sich bringt. Ich habe den Bericht noch mit Bildern und diesem kurzen Text ergänzt.
Danke an Laura für die schönen Zeilen! 🙂 Narada
Lauras Reisebericht vom Bodhi-Baum
„Highlight meiner Pilgerreise mit Narada im November 2023 war für mich Bodhgaya, der Ort an dem Buddha seine Erleuchtung unter dem Bodhi-Baum gefunden haben soll. Viele Ereignisse in Zusammenhang mit dem Ort hatten eine nachhaltige Wirkung auf mich.
Allein schon die lange Anreise fühlte sich an wie eine Prüfung. Wir mussten zunächst mit dem Kleinbus in der Nacht nach Delhi fahren. Dann nahmen wir einen Zug von Delhi nach Varanasi und von Varanasi aus nochmal einen Kleinbus nach Bodhgaya. Die Zugfahrt war dank erster Klasse Tickets und modernem Zug komfortabler als in manchen deutschen Zügen – pünktlicher auf jeden Fall.
Doch die zweite Fahrt mit dem Kleinbus nach Bodhgaya hatte es in sich. Als der Fahrer mit lautem Hupen auf einer dreispurigen Schnellstraße knapp an anderen Lastern im Gegenverkehr vorbeizog, wurde mir schon etwas mulmig. Wir waren bis dahin an das typische Hupen und Getümmel des indischen Straßenverkehrs gewöhnt, doch der Fahrer setzte dem nochmal einen drauf. Auf meine Bemerkung zu dem Fahrstil erwiderte Dipu – der liebe nordindische Guide, der uns die gesamte Reise lang begleitete – nur mit einem Lächeln: „That`s the traffic in Bihar.“ Damit meinte er, dass in Bihar, einem der ärmsten Bundesstaaten Indiens, wohl noch weniger auf Verkehrsregeln geachtet wird, als es eh schon üblich ist.
Anscheinend hatten wir die „Prüfung“ jedoch bestanden, denn nach einer Chai-Pause und einem Raststätten-Thali-Essen kamen wir alle unversehrt, aber müde in der Unterkunft an. Das kleine Hostel war wie alle von Narada ausgesuchten Unterkünfte gut gelegen, sauber und einfach.
Nach einer wohlverdienten Nachtruhe ging es am nächsten Morgen direkt an den Bodhi-Baum. Es ist schwer, den heiligsten Ort der Buddhisten zu beschreiben. Für mich hat er eine große Kraft und Ruhe ausgestrahlt. Die Energie, die Buddhist:innen über Jahrtausende dort hineininvestiert haben, ist stark spürbar. Durch die vielen Nonnen und Mönche aus Vietnam, Thailand, Tibet und anderen buddhistisch geprägten Ländern fühlt sich das Tempelgelände außerdem wie eine südostasiatische Blase innerhalb Indiens an.
Für mich war das ruhige und friedvolle Temperament der Mönche eine wohltuende Abwechslung zu den aufgeregten Verkäufer:innen, die uns vor dem Tempel schon wieder erwarteten. Das Programm war von Narada am Bodhi-Baum sehr frei gestaltet und wir hatten die Tage Zeit, selbstständig auf dem Gelände zu praktizieren. Mich hat die Praxis dort sehr erfüllt, was vielleicht in den folgenden Gedichtzeilen zu erahnen ist.
Das Gedicht ist in der Reflexion von Gehmeditation am Bodhi-Baum entstanden:
Einfach gehen
Einfach gehen
Weiter gehen
Einfach gehen
Mich selbst geben
Der nächste Schritt
Der nächste Atemzug
Einfach gehen
Weiter gehen
Das Blatt fällt
Ein Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen
Einfach gehen
Weiter gehen
Om mani padme hum
Das heilige Mantra hallt in mir wider
Einfach gehen
Weiter gehen
Und ich finde etwas Größeres als mich selbst
In dem Lächeln einer Nonne
Im Flügelschlag eines Vogels
Zu den Füßen des großen Buddhas
Einfach gehen
Weiter gehen
Einfach gehen
Mich selbst geben
- Bodhgaya, 10. November 2023
Für alle, die eine Reise abseits des Mainstreams und mit Zeit für spirituelle Erfahrungen suchen, kann ich Naradas Angebot nur empfehlen!
Laura Kappes, „Little Girl Big World Blog“
Nochmals Danke an Laura für den Text. 🙂