Die Tempel von Kumaon: Schon vor einigen Wochen, als ich über die Ashrams der Region nachdachte, hatte ich versprochen dazu etwas zu schreiben. Nun habe ich Artikel gelesen, Google und KI gefragt. Das Ergebnis: Ich freue mich noch mehr auf die Reise im September. Uns erwarten eine zauberhafte Natur, die Spiritualität der Tempel von Kumaon und die unsterbliche Weisheit großer Meister und Meisterinnen. Noch haben wir einige Plätze frei. Willst du mitkommen?
Meine Gedanken zu den Tempel von Kumaon teile ich natürlich mit euch. 🙂 – Eure Tara
Naina-Devi-Tempel
Am dritten Tag unserer Reise steht der Naina-Devi Tempel auf dem Programm. Da haben wir uns schon etwas akklimatisiert, das Jetlag überwunden und können uns ganz und gar auf den ersten Tempel von Kumaon einlassen. Mit dem atemberaubenden Blick auf die Gipfel des Himalayas und den Nainatalsee wird es uns leicht fallen, in die göttliche Energie einzutauchen – auch wenn wir gar nicht an Gott glauben.
Dieser Tempel von Kumaon ist einer Göttin gewidmet! Das begeistert mich schon mal. 🙂
Wer ist die Göttin Naina Devi?
Es wird erzählt , dass Lord Shivas erste Gemahlin Sati lange um ihren Geliebten gekämpft hatte. Zwar war sie schön, aber Shiva beeindruckte vor allem ihre Hingabe und jahrelange Askese. So gewährte er ihr einen Wunsch. Sie hatte nur einen: ihn zu heiraten. Ihr Vater Daksha war mit dieser Hochzeit jedoch nicht einverstanden. Shiva war ihm zu unkonventionell, zu wenig glamourös, er lebte ihm viel zu einfach.
Nachdem das Ehepaar lange zurückgezogen in den Bergen wohnte, plante Daksha ein großes Opferfest und lud alle göttlichen Wesen ein, nur nicht Shiva und Sati. Während Shiva das völlig gleichgültig ließ, wurde Sati sehr wütend auf ihren Vater. Sie stellte ihn zur Rede, dieser wies sie jedoch grob ab und beleidigte ihren Mann in aller Öffentlichkeit. Die traurige Geschichte nahm ihren Lauf. Sati verbrannte sich in einem Opferritual. Der verzweifelte Shiva hob den Leichnam Satis auf und vollführte seinen alles zerstörenden Tanz.
Lord Vishnu eilte zur Hilfe, um die Erde vor Shivas Zorn zu retten. Er entfesselte eine unbändige Energie, zerschnitt Satis Körper in einundfünfzig Teile und streute sie über die ganze Welt. Alle einundfünfzig Orte, an denen Teile von Satis Körper fielen, wurden als Shakti Peethas bekannt. Oft sind es Tempel von Kumaon, in denen Shakti, die weibliche Energie, verehrt wird.
Satis Augen fiel an diesem Ort nieder, wo heute dieser besondere Tempel von Kumaon steht. Das Wort Naina ist gleichbedeutend mit Satis Auge. Naina Devis gilt als eine Manifestation von Sati und als eine Inkarnation von Shakti. Auch mit Durga wird sie in Verbindung gebracht. Verehrt wird sie als Beschützerin und Quelle des Wohlstands.
Um der Geschichte von Sati und Shiva einen tröstlichen Ausgang zu geben: Shivas zweite Frau Parvati soll eine Inkarnation von Sati sein. Jedenfalls sind die Beiden sich sehr ähnlich. Ende gut, alles gut? Oder geht Geschichte immer einfach weiter? Wie heutzutage auch…
Vimali Devi Tempel
Wenn wir den nächsten Tempel von Kumaon besuchen, sind wir schon voll in die Spiritualität der Region eingetaucht. Auch hier wird Shakti verehrt. Vimali Devi gilt als eine Manifestation von Parvati und Durga.
Der Vimali Devi Tempel ist ein wichtiger Teil des kulturellen und spirituellen Lebens der Region. Er hat eine einfache, aber ansprechende Architektur, die typisch für die Tempel von Kumaon ist. Oft sind sie aus Stein und Holz gebaut. Die Einheimischen holen sich hier ihren Segen.
Vielleicht erleben wir ein Segensritual, die in den kleinen Tempeln von Kumaon fast täglich von den einheimischen Priestern durchgeführt werden. Ich würde mich gerne mit der weiblichen Energie Shaktis verbinden. Du vielleicht auch?
Jageshwar Dham - Juwel spiritueller und architektonischer Pracht
Eingebettet in ein malerisches, von dichten Himalaya-Zedern-Wälder umgebenes Tal, liegt der Jageshwar Tempelkomplex, auch bekannt als Jageshwar Dham. Auf einer Höhe von etwa 1.870m über dem Meeresspiegel und am Ufer des heiligen Flüsschens Jataganga ist dieser Tempel von Kumaon ein Pilgerziel für viele Hinduistinnen, Hinduisten und auch westlichen Suchenden. Diesen Tempelkomplex lassen wir uns natürlich nicht entgehen.
By the way: Dieser Tempel von Kumaon ist auch ein archäologischer Schatz Indiens, der unter dem Schutz des Archaeological Survey of India (ASI) steht.
Historische Wurzeln
Die Ursprünge des Jageshwar-Tempelkomplexes reichen bis weit in die Antike zurück. Obwohl genaue Gründungsdaten schwer zu fassen sind, wird angenommen, dass die frühesten Tempelstrukturen zwischen dem 7. und 12. Jahrhundert v. Chr. entstanden sind, hauptsächlich während der Herrschaft der Katyuri-Dynastie.
Einige Inschriften und architektonische Stile deuten jedoch darauf hin, dass die religiöse Bedeutung des Ortes möglicherweise noch weiter zurückreicht. Die Katyuri-Könige, die über weite Teile Kumaons herrschten, waren große Förderer von Kunst und Architektur und spielten eine entscheidende Rolle bei der Errichtung und Erweiterung des Komplexes. Im Laufe der Jahrhunderte fügten auch spätere Herrscher dem Komplex weitere Schreine hinzu oder renovierten bestehende.
Architektonische Merkmale
Der Jageshwar-Komplex ist ein beeindruckendes Ensemble von etwa 125 größeren und kleineren Steintempeln und Schreinen, die überwiegend dem Gott Shiva in seinen verschiedenen Formen gewidmet sind.
Die vorherrschende architektonische Stilrichtung ist der nordindische Nagara-Stil, der durch seine charakteristischen, sich nach oben verjüngenden Türme (Shikharas) über dem Allerheiligsten (Garbhagriha) gekennzeichnet ist. Die Tempel sind aus lokal abgebautem Stein gefertigt und weisen oft kunstvolle Schnitzereien auf, die Gottheiten, mythologische Szenen, geometrische Muster und florale Motive darstellen.
Zu den wichtigsten Tempeln innerhalb des Komplexes gehören:
Jageshwar Mahadev Tempel (Haupttempel): Dieser Tempel beherbergt das Haupt-Lingam und ist das Zentrum der Verehrung. Es wird angenommen, dass er eines der zwölf Jyotirlingas repräsentiert, also einer der heiligsten Shiva-Tempel ist. Klar, dieses Symbol Shivas, oft als Phallus interpretiert, nehmen auch andere Tempel von Kumaon für sich in Anspruch. Hier ist die lokale Überlieferung jedoch stark.
Mahamrityunjaya Tempel: Oft als der älteste und größte Tempel im Komplex angesehen, ist er Shiva in seiner Form als Bezwinger des Todes gewidmet. Die Verehrung hier soll Langlebigkeit und Schutz vor Unheil gewähren. Er ist bekannt für sein einzigartiges Lingam mit einer Augenöffnung.
Übrigens kenne ich noch eine ganze andere Bedeutung der Lingas. die hängt mit Vishnu, Brahman und Shiva zusammen. Ich erzähle euch die Geschichte gerne, wenn wir die Lingas vor Ort bewundern.
Dandeshwar Tempel: Dieser Tempel ist etwas größer als der Jageshwar Mahadev Tempel und liegt leicht abseits des Hauptkomplexes, etwa einen Kilometer entfernt. Er zeichnet sich durch seine imposante Struktur und ein großes, naturbelassenes Lingam aus.
Kuber Tempel Komplex: Eine Gruppe von Tempeln, die Kuber, dem Gott des Reichtums, gewidmet sind.
Weitere Schreine: Es gibt zahlreiche kleinere Schreine, die verschiedenen Gottheiten wie Surya (Sonnengott), Navagraha (neun Planetengottheiten), Durga (Göttin Shakti) und Vishnu gewidmet sind, was die synkretistische Natur des Hinduismus widerspiegelt.
Die Skulpturen und Idole in Jageshwar sind von großer künstlerischer und historischer Bedeutung und zeigen Einflüsse verschiedener Schulen und Epochen.
Religiöse Bedeutung und Rituale
Jageshwar gilt als eines der wichtigsten Shaiva-Zentren im Himalaya. Pilger kommen das ganze Jahr über hierher, um Gebete darzubringen, Rituale durchzuführen und spirituellen Trost zu suchen.
Der Fluss Jataganga, der durch das Tal fließt, wird als heilig betrachtet, und es wird angenommen, dass seine Quelle aus den Haarlocken (Jata) Shivas stammt.
Die Priester in Jageshwar, die traditionell aus lokalen Familien stammen, führen tägliche Pujas (Rituale) und Aartis durch. Besondere Bedeutung haben Feste wie Maha Shivaratri, das Shiva gewidmet ist und mit großer Hingabe gefeiert wird. Tausende von Gläubigen zieht es im Februar oder März an. Auch während des Shravan-Monats (Juli-August im Hindu-Kalender) ist der Andrang groß.
Wir sind zwar im September dort und werden auch dann in die heilige Energie eintauchen.
Die Lage des Tempelkomplexes inmitten eines dichten Zedern-Waldes trägt wesentlich zu seiner spirituellen und ruhigen Atmosphäre bei. Die hoch aufragenden Bäume, die reine Bergluft und das sanfte Rauschen des Jataganga schaffen eine Umgebung, die zur Meditation und Kontemplation einlädt.
Die Tempelanlage bleibt wohl immer ein Zeugnis des Glaubens und der künstlerischen Errungenschaften vergangener Zivilisationen und zieht weiterhin Pilgerinnen und Naturliebhaber gleichermaßen an.
Hier könnt ihr noch einen Beitrag zu den Ashrams Kumaons lesen.
Woher kommt unsere Begeisterung für Indien?