Sri Lanka und seine Geschichte fasziniert mich, insbesondere die Geschichte des Buddhismus in Sri Lanka. Auf der paradiesischen Insel kann man bis zu 2300 Jahre alte Tempel und Klosteranlagen bestaunen. Dieser Artikel geht es um die Ankunft und Verbreitung der Weisheitslehre, es ist Teil meiner Artikelserie über Buddhismus Grundlagen.
Alle Bilder sind von meinen Reisen. 🙂 narada@purnam.de

2300 Jahre Buddhismus in Sri Lanka
Der Inselstaat hat einen Anteil von 70 % Buddhisten, die auf eine reiche Tradition zurückblicken. Buddhas Lehre wurde im Ursprungsland Indien zeitweise fast vollständig verdrängt und umfasst heute nur noch etwa 1 % der Bevölkerung. So ist der Buddhismus in Sri Lanka eine der ältesten lebendigen buddhistischen Traditionen.
Nach dem Ableben des Buddha
Nachdem Siddhartha Gautama Sakyamuni aka Tatagatha oder Buddha ungefähr 483 v.u.Z. an einem Vollmondtag im Mai verstorben war, bemühten sich seine Schüler um die Konservierung der Lehre. So gab es bereits drei Monate nach dem Ableben ein erstes Konzil, bei dem die Schüler sich über die Lehre und Regeln einigten.
Beim zweiten Konzil etwa 100 Jahre später gab es bereits eine Spaltung zwischen den Anhängern des „Mahayana“, welche die Lehre des Buddhas erweiterten und denen des „Theravada“, die sich strenger an den Lehren orientierten.
Der Disput drehte sich vor allem um die Frage, ob man Erleuchtung zunächst nur für sich selbst, oder für alle anderen Wesen anstreben solle. Während sich der Mahayana eher nach Norden und Osten ausbreitete, kam der Theravada bzw. Hinayana zunächst nach Sri Lanka. Das Wort „Hinayana“ bedeutet etwas abwertend „minderes Fahrzeug“, besser man verwendet „Theravada“ – die „Schule der Älteren“.
Ankunft des Buddhismus in Sri Lanka
Die Ankunft des Buddhismus in Sri Lanka lässt sich recht akkurat auf das 3. Jhd. v.u.Z. datieren, da die Überbringer Sanghamitra und Mahinda die Kinder (Tochter und Sohn) des Kaisers Ashoka waren. Der große Kaiser Ashoka lebte den Jahren 268-232 v.u.Z. und war sehr wichtig für die Entwicklung des Buddhismus.
Ashoka war zunächst ein gnadenloser Eroberer, bis er dann zum Buddhismus konvertierte und Reue zeigte. Er legte für sein Reich ethische Regeln fest, basierend auf Buddhas Lehren und führte es zur Blüte. Ashoka schickte Mönche in alle Himmelsrichtungen, um die Weisheitslehre des Buddhas zu verbreiten.
Kurzer Exkurs: Singhalesisch - meistgesprochene Sprache
Die hauptsächlich gesprochene Sprache im ehmaligen Ceylon ist nicht, wie man vermuten könnte, mit den südindischen Sprachen der Drawidischen Sprachfamilie verwandt. Singhala gehört als Ableger des Prakrit zu den Indo-europäischen Sprachen und ist mit der Sprache des Buddhas verwand, dem Pali. Womöglich brachten die nordindischen Missionare also nicht nur Buddhas Lehre, sondern auch ihre Sprache.
War Buddha zu Besuch auf Sri Lanka?
Der Legende nach beginnt die Geschichte des Buddhismus in Sri Lanka jedoch schon deutlich früher. So soll Buddha selbst dreimal in astraler Form die Insel besucht haben. So soll er bei seinem dritten Besuch auch seinen Fußabdruck auf dem heiligen Berg „Adam`s Peak“ hinterlassen haben. Dieser wird jedoch auch von Moslems und Christen Adam und von den Hindus ihrem Gott Vishnu zugesprochen.
Die Legenden rund um den astralen Besuch des Buddhas werden heute als Anhaltspunkt der buddhistischen Singhala-Nationalisten verwendet. Sie begründen damit ihren Anspruch auf die gesamte Insel als rein buddhistisch und delegitimieren damit unter anderem die hinduistischen Tamilen im Norden, die auch schon seit der frühen Antike auf der Insel heimisch sind
Der Baum des Buddha auf Sri Lanka
Man kann das Datum nicht genau nachvollziehen, aber man sagt, im Jahr 288 v.u.Z. brachte die Nonne Sangamitta (oder im Sanskrit Sanghamitra – die Freundin der Gemeinde), die Tochter des Ashoka, bei ihrer Ankunft zur Missionierung der Insel ein Geschenk. Sie hatte einen Ableger eines südlichen Astes des „Maha Bodhi Tree“ in Bodhgaya dabei.
Dieser wurde in der damaligen Königsstadt Anuradhapura angepflanzt und gilt bis heute als eines der zentralen Heiligtümer auf der Insel. Da der originale Baum, unter dem der Buddha seine Erleuchtung fand, einige Zeit später von einem Hinduistischen Herrscher gefällt wurde, kommt dem Baum in der antiken Königsstadt Anuradhapura eine besondere Rolle zu. Es ist der älteste Baum, dessen Geschichte dokumentiert ist und dessen Pflanzdatum bekannt ist.
Ein Ableger des „Jaya Maha Bodhi Tree“ wurde im 19. Jahrhundert am Ort von Buddhas Erleuchtung angepflanzt, am Originalplatz steht nun also ein Ableger in 3. Generation des „Ficus Religiosa“, der heiligen Pappelfeige.
Der Baum in Sri Lanka wird seit 2300 Jahren von Mönchen und Herrschern beschützt. Gefahren sind neben Elefanten und Stürmen auch Wahnsinnige: Ein verwirrter Vandale hackte 1924 einen Ast ab und 1985 hat ein radikaler Tamile im Kontext des Bürgerkrieges rund um den Baum 146 Gläubige umgebracht.
Überall auf der Insel gibt es weitere Ableger des Bodhibaumes, fast jeder Tempel hat einen.
Der Zahn des Buddhas
Nachdem der Buddha in Kushinagar an einer vergifteten Pilzsuppe gestorben war, wurde sein Körper auf einem Kremationsfeuer aus Sandelholz verbrannt. Seinem Schüler Khema gelang es, den linken Eckzahn aus der Asche zu holen. Die restliche Asche wurde zunächst an 8 Orten vergraben und jeweils eine Stupa darauf errichtet. Sämtliche Stupas wurden im Lauf der Zeit vernichtet und ausgeplündert.
Den Zahn gab Khema an den König Brahmadatte, der seine Hauptstadt im heutigen ostindischen Bundesstaat Orissa „Dantapuri“ benannte, die „Zahnstadt“. Viele Jahrhunderte gab es Kriege um den Zahn, zumal aus dessen Besitz ein Machtanspruch abgeleitet wurde.
Wer den Zahn hat, hat die Macht!
Nach diesen Kriegen wurde der Zahn irgendwann im 4. Jahrhundert n.u.Z. nach Sri Lanka überführt, wo er bis heute ein Symbol der Macht ist. Überbringerin des Zahns war die Prinzessin Hemamali, die ihn in ihrem haar aus Indien heraus schmuggelte, um ihn vor den Hindu-Herrschern zu retten, die dem Buddhismus feindlich gegenüber standen.
Der damalige König Kithsiri Meghavannabhaya residierte in Anuradhapura und baute eine große Tempelanlage für den Zahn. Im Laufe der Zeit gab es mit Pollonaruwa und Dambadeniya weitere Hauptstädte, an denen jeweils eine Anlage für den Zahn errichtet wurde. Seit dem frühen 17. Jahrhundert befindet sich der Zahn im „Sri Dalada Maligawa“ Tempel in der damaligen Hauptstadt Kandy, wo es jährlich eine große Parade mit dem Zahn gibt.
Der Zahn wurde in der Kolonialzeit kurzfristig von den Briten gewaltsam entwendet und nach England verschifft. Die Singhalesen haben aber durch Proteste dafür gesorgt, ihn wieder zurück zu bekommen.
Auch interessant: Wie Sri Lanka den Buddhismus zurück nach Indien brachte
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erlebte der Buddhismus in Indien eine Wiederbelebung. Eine zentrale Rolle spielte dabei Anagarika Dharmapala, eine bedeutende buddhistische Persönlichkeit aus Sri Lanka, der gemeinsam mit britischen Gelehrten die Mahabodhi-Gesellschaft gründete. Ihr Hauptanliegen war es, die historischen buddhistischen Pilgerstätten in Indien zu restaurieren und neu zu beleben. In der Folge entstanden an allen wichtigen Stätten Tempel, in denen wieder Mönche lebten und die Tradition gepflegt wurde.
Sri Lanka hat viele uralte heilige Pilgerstätten!
Jetavanaharama war einst die größte Stupa der Antike und das drittgrößte Gebäude der Welt. Man schätzt, dass die Stupa aus 93,3 Millionen Backsteinen errichtet wurde, im Zentrum der Stupa wird ein Stück Kleidung des Buddhas vermutet.
Deliwala Kota Vehera gehört zu den ältesten Stätten auf der Insel. Die Stupa wurde während der Regierungszeit von Keerthi Tissa in den Jahren 250-210 v.u.Z. errichtet.
Die Höhlentempel von Dambulla umfassen über 80 Höhlen, deren Einrichtungen zum Teil aus dem 1. Jahrhundert v.Chr. stammen. Die Fresken sind teilweise über 1000 Jahre alt.
Die Felsenfestung Sigiriya und das Felsenkloster Pidurangala liegen sich mitten im Dschungel gegenüber. Früher waren beides Klosteranlagen, bis ein König oben auf dem Felsen von Sigiriya Zuflucht suchte und drumherum eine riesige Anlage schuf. Auf beiden Felsen gibt es Hinterlassenschaften der Mönche.
Es gibt auf Sri Lanka sehr vieles zu entdecken, mehr als man erstmal so denkt! So gibt es z.B. neben der buddhistischen Kultur auch eine sehr lange Tradition im Ayurveda. Auch gilt die Insel als eine der Orte auf der Welt, mit sehr hoher Biodiversität. Flora und Fauna sind sehr vielfältig, was sich auch auf dem Teller ausdrückt.